Nach einem Tag in Budapest geht es weiter. Als ich früh am Morgen aufstehe, kommen gerade die letzten Hostelgäste vom Feiern zurück. Ich suche mein Zeug zusammen, checke aus und bin wieder unterwegs. Die Luft ist noch kühl und die Straßen noch leer. Angenehm. Auch die am Vortag ständig aufheulenden Sirenen unterbrechen die Ruhe noch nicht. So suche ich mir meinen Weg durch die noch schlafende Stadt.

Am Vormittag bin ich gerade auf einer Landstraße unterwegs, als ich zwei Radfahrer im Rückspiegel erblicke. Sie sehen nicht einheimisch aus. Als sie mich einholen, spricht mich einer der beiden auf Deutsch an. Wir kommen ins Gespräch und freudig, über die Gelegenheit Deutsch zu sprechen, berichte ich von meiner Reise.

Nach einer Weile sagen mir die Beiden, sie müssten etwas schneller machen um ihr Ziel heute zu erreichen. Kurzerhand fasse ich den Entschluss mich in ihren Windschatten zu hängen. Wie ich herausstellt: eine gute Entscheidung. Ich verstehe mich sehr gut mit den Beiden und so fahren wir den ganzen Tag über zusammen. Die zwei Männer heißen Ronald und Peter und kommen aus Ulm. Jedes Jahr in ihrem Urlaub fahren sie ein weiteres Stück die Donau entlang. Dieses Jahr von Wien bis Baja.

Als wir am Mittag und Abend essen gehen, laden sie mich sogar ein. Und als ich noch nicht genau weiß, wo ich übernachte buchen sie ein Zimmer für alle drei von uns. Das hat mich total gefreut, ganz herzlichen Dank für Alles!!

PeterRonaldSamuel

Am nächsten Tag trennen wir uns dann in Baja. Von dort geht es für mich noch einige Kilometer weiter bis zur serbische Grenze. Als ich im letzten Dorf vor der Grenze noch kurz auf meine Karte schaue, kommt ein Mann auf mich zu. In gebrochenem Englisch frägt er mich:

<< Where you want to go? >>

Ich antworte:

<< To Serbia. >>

Er zeigt in eine Richtung und meint:

<< This way. >>

Ich will mich gerade auf den Weg machen, da unterbricht er mich nochmal. Er sagt:

<< But I have to tell you something. >>

Der Mann druckst ein bisschen herum, als wollte er es nicht recht aussprechen, erzählt dann aber weiter:

<< Serbia is dangerous. The Serbians have weapons. And if they don’t like you…>>, er formt seine Hand zu einer Pistole, zeigt auf mich und schaut mir tief in die Augen, <<…Peng! >>

Weiter fügt er noch hinzu:

<< Croats and Serbians are like this. By the way I am Hungarian. >>

Während er erzählt, vernehme ich den Geruch von Alkohol in der Luft. Trotzdem klingt seine Schilderung recht eindrucksvoll. Er wünscht mir noch alles Gute und meint, dass ich auf mich Acht geben soll.

Gott sei Dank bin ich auf so etwas vorbereitet. Ich habe schon öfters von solchen Schilderungen Einheimischer an Reisende gelesen und, dass sie totaler Quatsch sind. Ohne dieses Wissen wäre mir jetzt vielleicht etwas mulmig zu mute. Als ich weiter Richtung Grenze fahre, bleibt nur noch die Frage in meinem Kopf, ob der Mann jemals in Serbien war.

Über die Grenze komme ich ohne Probleme. Die ungarisch-serbische Grenze ist aber die Erste, an der ich meinen Reisepass vorlegen muss.

Grenzschild Serbien

Als die Sonne langsam untergeht suche ich nach einem Zeltplatz im Wald. Zum Wild-Campen finde ich aber keinen wirklich Guten. Jedoch versammeln sich auf einmal so viele Mücken zum Mahle, dass ich keine Lust habe weiter zu suchen. Von einem Schotterweg aus gehe ich auf einem Waldweg 100 Meter in den Wald. Auf dem Schotterweg patrouilliert in Abständen die Grenzpolizei. Ich hoffe, dass sie mich nicht entdecken. Als ich dann in meinem Zelt sitze höre ich, dass ein Fahrzeug an dem Waldweg neben meinem Zelt vorbeifährt. Ich mache mir aber keinen Kopf und gehe einfach schlafen.

Blick aus Zelt Serbien

 

Datum: 09. August 2015 - 10. August 2015

2 Kommentare

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  • Hallo Samuel,

    ich freue mich auf jeden neuen Eintrag von Deiner Reise. Du bist ja mittlerweile schon ganz schön weit gekommen und hast sicherlich auch viel gesehen und entdeckt. Ich wünsche Dir weiterhin alles, alles Gute und bin schon gespannt auf Deine weiteren Erzählungen.

    Liebe Grüße
    Claudia M.

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