Für das nächste Stück habe ich einen Teil des als im Lonely Planet angegebenen ‚The Loop‘ vor. Die östliche Strecke dieses Rundfahrweges sollte mich weiter nach Norden und somit weiter Richtung Ziel Vientiane bringen. Im Lonely Planet wird es als sehr schöne Strecke beschrieben, vor allem aber für Motorradfahrer.

Diese haben es wohl auch gleich von Anfang an um ein Vielfaches leichter, denn kurz nach Start treffe ich auf eine mehr als ordentliche Steigung. Es sind zwar nur 400 Höhenmeter zurückzulegen, aber ich muss um jeden Meter ringen. Und das die Sonne heute auch noch ungeschwächt auf die kleine Bergstraße knallt, tut sein Übriges. So kämpfe ich mich von einem Schatten zum Nächsten um immer wieder kurz zu verschnaufen und den schönen Ausblick zu genießen.

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Laos ist soweit mit Abstand mein liebstes Reiseland in Südostasien. Thailand ist schön, aber mir zu zivilisiert. Kambodscha war mir etwas zu flach und einseitig. Und Vietnam hatte schöne Stücke, aber auch recht öde, über größere Straßen. In Laos wiederum fährt man vielfach einfach nur durch Natur, von Dorf zu Dorf. Es gibt weniger Menschen und die, die man trifft, sind außerordentlich freundlich.

Aber zurück zum steilen Hang. Diesmal sind es der Mühen Lohn mehr als wert. Oben angekommen, treffe ich auf ein kleines Dorf. Durch die Straßen schreitet eine Prozession, angeführt von Mönchen. Ihr Ziel: ein Tempel, in dem sich eine Menge Menschen versammelt hat, das Ganze sieht sehr nach einem Fest aus. Mein Interesse ist geweckt und da ich heute nur ein kleineres Stück vor mir habe, habe ich ausgiebig Zeit, alles zu investigieren.

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Was mich schon mal freut ist, dass es kostenlose Getränke gibt. Warum allerdings gefeiert wird, kann mir so richtig niemand erklären. Aus den englischen Wörtern, die ich verstehe, kann ich mir entweder eine Beerdigung oder die Ordination eines Mönches zusammen reimen. Immerhin kann mich aber über ein paar andere Themen mit ihnen unterhalten und ei bisschen später gibt es sogar noch kostenlos Essen. Was will man mehr? Nach zwei Stunden wird es dann aber doch Zeit wieder aufzubrechen und so mache ich mich gut gefüllt auf den Weg.

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Der letzte Abschnitt für heute ist abermals wunderschön. Ich folge einer hügeligen Straße, die sich oberhalb eines großen Sees entlang schlängelt. Rechts von mir der See, links der Dschungel, dazu Sonnenschein. Herrlich.

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Eine Besonderheit am See sticht aber schnell ins Auge. Entlang des kompletten Ufers entdeckt man haufenweise abgestorbene Bäume. Die  toten Stämme ragen wie stumme Zeugen eines Desasters kahl gen Himmel. Manchmal verbreiten sie eine fast endzeitliche Stimmung. Was wohl zu ihrem Ende geführt hat?

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Den Grund erfahre ich später am Abend und er ist eigentlich recht banal. Der See wurde aufgestaut und damit bei der Stromerzeugung kein Blätter-, bzw. Nadelwerk in das Wasserkraftwerk gelangt, wurden diese entfernt.

Am Abend kehre ich in einem Guesthouse am Wegesrand ein. Aufgrund der Popularität des ‚Loops‘ bin ich auch nicht der einzige Westler, vier weitere Motorradfahrer suchen hier auch Rast. So habe ich sehr nette Gesprächspartner bevor ich mich Schlafen begebe.

Der nächste Morgen führt mich noch eine Weile weiter an den Ausläufen des Sees entlang, danach trenne ich mich von dem Gewässer und die Straße beginnt auf eine Anhöhe hin aufzusteigen. Auch heute ist wieder ein klasse Tag. Sonnenschein, Natur und eine Straße, die einerseits gut geteert ist, aber auf der anderen Seite kaum bis gar nicht befahren ist. Zumindest in den Morgenstunden bleibe ich der einzige Passant.

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Während des Vormittags komme ich  an mehreren, in den Fels geschlagene Buddhastatuen vorbei.

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Und weiterer, atemberaubender Landschaft.

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Eine lustige Sache, die mir immer wieder in Laos passiert, ist, dass Mädchen kreischen wenn sie mich sehen. Häufig überholen mich zwei Mädchen auf ihrem Motorroller, halten neben mir, schauen mich an und kreischen dann einfach. Beim ersten Mal hat mich das auch sehr überrascht. Danach fahren sie entweder kreischend oder etwas beschämt oder kichernd weiter. Ich interpretiere das jetzt einmal nicht als einen Ausdruck, dass die laotische Damenwelt mich hässlich findet. Im Gegenteil. In Laos ist weiße Hautfarbe das Schönheitsideal schlecht hin. Das geht so weit, dass viele Frauen Bleichungsmasken verwenden um ihrem Gesicht die Bräune zu nehmen. Ziemlich krass wie ich finde. Bei uns ist es ja genau umgekehrt. Möglicherweise, weil bei uns die Leute draußen sind, die es sich leisten können und in Südostasien die Leute, die es sich leisten können, drinnen in gekühlten Räumen sitzen.

Jedenfalls muss meine Haut einen ganz schönen Eindruck auf meine weiblichen Altersgenossen in Laos ausüben. Und was soll ich sagen, mir gefällt‘s. 😉 Wer sich jetzt aber denkt: „Ha! Wenn ich nichts anderes als weiße Haut brauche, dann angle ich mir doch ein paar hübsche Laotinen!“, den muss ich enttäuschen. Das Land ist trotzdem noch zu tiefst buddhistisch-konservativ und westliche Männer stehen in Verruf, immer nur das eine zu wollen. Es ist gar verboten für Laoten mit einem Westler auszugehen, zumindest so lange sie nicht verheiratet sind.

An meinem nächsten Radeltag führt es mich über gleich zwei Berge. Es sind immerhin die letzten Berge, bevor ich wieder in die Ebene gelange. Die Berge haben es heute aber ungewohnt ihn sich. Zum einen prallt mal wieder die Sonne kräftig auf meinen Schädel und zum anderen sucht die Steigung mal wieder ihres Gleichen. Aber irgendwie schwächle ich heute, warum auch immer.

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Am Sattel des zweiten Berges werden frisch Getränke bereit gestellt. Kleiner Scherz, es handelt sich um Opfergaben:

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Der nächste Tag bringt die Lösung auf diese Frage. Eigentlich hatte ich mir 140 Kilometer für heute vorgenommen. Keine große Sache, es geht den ganzen Tag eben dahin.  Zudem wechselt das Wetter am Vormittag zwischen Regenschauern und Nieselregen und wer mich kennt, der weiß, mir gefällt so ein Wetter. Meine Kraft lässt gen Nachmittag aber weiter und weiter nach und ein Kopfweh gesellt sich auch noch hinzu. So gebe ich schließlich am Nachmittag bei knapp 100 Kilometern auf.

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Meine Vermutung ist anfangs, dass ich durch den steten Regen zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen habe. Jedoch quält mich am Abend dann auch noch Fieber und raubt mir bis spät in die Nacht den Schlaf. Dazu Schmerzen meine Muskeln. Ich habe schon Angst, dass dies die ersten Anzeichen von Malaria sein könnten, das hat ähnliche Symptome und Laos ist ein malariagefährdetes  Gebiet. Gerade achtsam nicht gestochen zu werden war ich bisher auch nicht. Glücklicherweise ebbt das Fieber am nächsten Morgen wieder ab. Fit bin ich trotzdem noch nicht, nach den ersten fünf Kilometern heute drehe ich wieder um und ruhe mich noch zwei weitere Tage aus.

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Datum: 31. Juli 2016 - 10. August 2016

4 Kommentare

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  • Hallo Sämi Danke für die tollen Photos ,ich möchte auch mal dorthin.lch bin grad in Klaeng und fahre mit velo nach Chantaburi, Trat und Ko Chang Gruss Walti

    • Dann bist du ja quasi gleich um die Ecke, nicht? Viel Spaß dir! Laos ist es auf jeden Fall wert, falls es du dahin kommst.

      Schöne Grüße
      Samuel

  • Finde deine ganze Tour so beeindruckend 🙂 hattest du eigentlich oft mit Krankheiten zu kämpfen? Wie behandelst du die? kannst ja nicht einfach zum Arzt gehen… Hattest du manchmal Probleme mit dem Essen, dass du das nicht vertragen hast? Wünsche dir weiterhin eine gute Reise 🙂 LG Julia

    • Ich hatte nur einmal noch in Indien und Nepal etwas mit dem Darm. Das hat mich dann so geschwächt, dass ich länger Pause machen musste. Ich bin dann einfach zum Arzt, der hat mir etwas verschrieben. Wahrscheinlich kam das vom Essen oder Wasser. Ansonsten hatte ich nie wirklich Probleme. 🙂

      LG Samuel

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