Bevor wir am nächsten Morgen durchstarten können, müssen Cynthia und Mike noch einen Reifen flicken.

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Danach geht es los. Zu aller erst durch einen schönen Wald. Am Straßenrand wird vor Tigern gewarnt.

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Über den Tag hinweg wird es heiß. Sehr heiß. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und der Schweiß läuft in Strömen an uns herunter. Wir merken an, dass wir uns unter Nepal eher ein kälteres Land vorgestellt hatten. Pustekuchen. Dass wir heute auch vermehrt auf Steigungen treffen, macht das Ganze nochmals anstrengender als es eh schon ist.

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Auch die Natur scheint dürr und trocken durch die Hitze.

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Und die meisten kleineren Flussbette sind komplett ausgetrocknet.

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Einzig ein größerer Fluss, der uns südlich begleitet hat reichlich Wasser. Am Vormittag versuchen wir bereits ein Bad in ihm zu nehmen, werden jedoch von einem schwimmenden Sarg abgeschreckt. Wir befinden uns genau neben einer Leichenverbrennungsstätte. Nicht der schönste Badeort. Dafür können wir uns am Nachmittag an einer Stelle weiter unten am Flusslauf dann erfrischen.

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Am späten Nachmittag haben wir unsere geplanten 80 km geschafft. Heute wollen wir nach langer Zeit mal wieder Zelten, in Indien war das ja nie möglich. Und so finden wir einen schönen Zeltplatz, etwa 50 Meter von der Straße im Wald in einer Grube, die von der Straße nicht einsehbar ist.

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Die einzige Sorge: Was wenn heute Nacht der Tiger vorbeischaut? Wobei jeder von uns immerhin einen Chance von 66% hätte, nicht gefressen zu werden. Dieses Risiko ist akzeptabel.

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Was auch mehr als akzeptabel ist, ist das Abendessen. Cynthia und Mike einen Kocher dabei haben, muss niemand etwas kaltes Essen und es gibt es für alle Nudeln. Lecker!

Am nächsten Morgen starten wir früh zum Sonnenaufgang. Über eine bergige Straße geht es durch schöne Landschaften. Jedoch können mich die Landschaften nicht davor täuschen, dass meine Erkältung wieder Einkehr gehalten hat. Ich bin wieder völlig matt, huste und habe Bauchschmerzen. So lasse ich Cynthia und Mike vorfahren, damit ich in wieder in einem langsameren Tempo aber ohne Pausen mitkomme.

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Jedoch hilft auch diese Taktik heute irgendwann nicht mehr. Nach 30 km muss ich schließlich die weiße Fahne ziehen. Ich kann einfach nicht mehr für heute. Nach eine Weile überlegen, lasse ich Cynthia und Mike ziehen und such mir ein Hotelzimmer. Es war eine schöne Zeit zu dritt, schade, dass sie letztlich so abrupt endet.

Eigentlich hatte ich geplant, mich für einen Tag auszuruhen. Als aber am Morgen ein fingergroßer Tausendfüßler tot in meinem Zimmer liegt, ist mir das aber vergangen.

Der erneute Start verläuft auch recht gut. Ich bin zwar etwas langsam unterwegs, komme aber trotzdem voran. Am Vormittag treffe ich dann auf ein Gebirge. InSchluchten schlängelt sich die Straße durch die bergige Landschaft.

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Das ist wunderschön, das einzige was nervt: gerade jetzt musste jemand die Waldhänge in Brand setzten um die Gräser zu roden. Japst man durch die Anstrengung bergauf schon nach Luft, macht das der Dichte Rauch nicht besser.

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Als ich meine Kamera auf eine kleine Mauer neben einer Schlucht für eine Videoaufnahme stelle, passiert etwas ganz doofes. Ein Windstoß erfasst sie und lässt sie in die Schlucht stürzen. Verdammt! Glücklicherweise ist sie nur etwa zwei Meter gefallen und auf einem kleinen Vorsprung liegen geblieben, der jedoch schwer zu erreichen ist.

Während ich überlege, wie ich meine Kamera wieder bekommen kann, sammeln sich vier Kinder um mich. Ohne bitten steigt auf einmal der Kleinste über die Mauer und krackselt geschickt in die Schlucht. Es dauert zwar eine Weile, bis er bei der Kamera und wieder oben ist, ich halte sie danach jedoch wieder unbeschädigt in meinen Händen. Verblüfft und gerührt drücke ich dem kleinen Jungen mehrere Rupie in die Hand.

Auf der anderen Seite des Berges geht führt die Straße wieder durch Ebene. Ich folge ihr noch 10 km, dann erreiche ich das Städtchen, dass ich heute als Endziel auserkoren habe.

Es herrscht allerdings ein starker Rückenwind und der Himmel ist bewölkt. Perfekter werden die Radelbedingungen nicht mehr. So setzte ich meinen Weg doch noch fort.

Ich schaffe auch noch einige Kilometer, das Problem bereitet aber mein Magen. Wenn ich esse, bekomme ich Magenschmerzen. Wenn ich jedoch nicht esse, geht mir über den Tag hinweg die Kraft aus und ich fühle mich matt. Letztlich esse ich ein paar Trauben am Nachmittag um wenigstens etwas Energie zurück zu gewinnen, muss dann aber bald darauf den Tag für heute Tag sein lassen und an einem Hotel stoppen.

Auch der nächste Tag bringt keine Besserung, im Gegenteil. Mir geht es mehr oder weniger besch***** und ich schleppe mich nur so auf meinem Rad dahin. Da ich jedoch gestern doch noch gut Kilometer gut gemacht habe, sind es nur noch 40 km bis zu einer großen Stadt namens Butwal. Hier müsste ich gen Norden abzweigen und anfangen, mich die Gebirgsstraßen hoch zu kämpfen. Da die Ebene bereits eine riesige Herausforderung war, steige ich, alsbald in Butwal angekommen, in einen Bus nach Pokhara.

Die Busfahrt ist dann nochmal ein ganz eigenes Erlebnis. Der Co-Fahrer schreit die ganze Zeit hysterisch rum und irgendwer hat eine Felge mit in den Bus mitgenommen. Als die auf ihre runde Seite umfällt, rollt das schwere Metallding vor und zurück durch den Bus und jeder schaut ihr nur hinterher, als das mal einer auf die Idee kommt, es wieder umzudrehen.

Aber das Beste ist der Busfahrer. Als ein zweiter, schnellerer Bus hinter uns auftaucht, darf der nicht überholen. Stattdessen drückt er aufs Gas und in einem viel zu schnellen Tempo geht es die enge Gebirgsstraße rauf und runter. Es entsteht ein Wettrennen, durch das es schwer wird sich in seinen Sitzen zu halten. Das der Busfahrer die Leben all seiner Passagiere riskiert, scheint ihm keinen Deut wichtig zu sein.

Letztlich muss er den andern Bus doch ziehen lassen. Später kann unser Busfahrer sein Ego dann aber wiederherstellen, als es bergab nach Pokhara geht und der andere Bus Leute einsammelt. Wild hupend rast er an seinem Kontrahenten vorbei.

In Pokhara muss ich dann gut zehn Tage bleiben. Ein Arzt diagnostiziert mir eine Darminfektion, aber mittels Medikamenten bekomme ich das gottseidank wieder hin. Immerhin habe ich ein wirklich tolles Hotel in der Zeit, für nur 4€ die Nacht ein sehr luxuriöses Zimmer und die Besitzer kochen das beste Thali, dass ich bis dato gegessen habe. Zudem treffe ich während meiner Zeit in Pokhara noch eine Bekannte aus Schulzeiten: Mirjiam, sie macht gerade ein soziales Jahr in Nepal.

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Datum: 05. April 2016 - 19. April 2016

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