Eineinhalb Monate ist es nun schon her seit meinem letzten Blogeintrag. Eine lange Zeit, Zeit also einmal aufzuholen, was passiert ist.

In Kathmandu hatte ich bereits den Gedanken im Kopf, ob es nicht langsam Zeit sei nach Hause zurück zu kehren. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, nicht zu viel darüber nachzudenken und spontan zu entscheiden, da ich ein Fan von Spontanität und Intuition bin. Nur wer schafft es schon seine Gedanken zu kontrollieren? So sah es mehr und mehr nach einer Heimkehr aus, doch im letzten Moment brach dann doch der erhoffte Funken spontaner Intuition hervor und ich buchte kurzerhand ein Flugticket – nach Bangkok.

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In Bangkok angekommen wurde erst einmal mein Plan durcheinander gewürfelt. Ich hatte mir vorgenommen eine Radelpause einzulegen und auf einer Farm im Norden Thailands für zwei Wochen zu arbeiten. Den Strich durch die Rechnung zog mir eine diesjährige Dürre.

Nichts desto trotz hatte ich eine gute Zeit in Bangkok, traf zwei meiner ehemalige Klassenkameraden und organisierte Plan B: ein Meditationsretreat.

Wat Pho in Bangkok:

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Das Meditationsretreat fand zwar letztendlich auch nicht statt, das war aber nur halb so schlimm, da ich trotzdem im Kloster aufgenommen wurde und so mit den Mönchen für zehn Tage zusammenleben konnte. Das Kloster lag recht idyllisch am Rande eines Nationalparks, 250 Kilometer nordöstlich von Bangkok. Am Morgen ging ich mit den Mönchen auf die Almosenrunde, gegessen wurde nur einmal am Tag und am Abend saß ich mit einem amerikanischen Mönch in Meditation, den ich danach noch mit allerlei Fragen durchlöchern durfte.

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Nach dieser Erfahrung wollte ich aber trotzdem nochmal wissen, wie ein wirkliches Meditationsretreat aussieht, da dabei weitaus mehr meditiert wird. Während meiner Tage in Sri Lanka hatte mir ein Reisender ein Kloster im Süden Thailands empfohlen und so brach ich kurz vor dem 01. Juni in diese Richtung auf.

Das Retreat dauerte zehn Tage, während derer die Gruppe auch zunehmend schrumpfte. Für einige war es einfach zu hart. Ich fand es hingegen weniger schwierig, was, so denke ich, vor allem auch daran liegt, dass ich einiges an Ausdauer durch meine Radreise kultiviert habe. Ob ich mit brennenden Beinen stundenlang gegen den Gegenwind fahre oder mit schmerzenden Beinen stundenlang auf dem Meditationskissen sitze, beides fordert ähnlich.

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Die allmorgentliche Glocke:

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Zum Schlafen gab es nur eine Bambusmatte mit Holzkopfkissen:

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Die Meditationshalle:

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Idyllische Umgebung:

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Pro Tag saß ich gesamt sechs Stunden in Meditation. Hinzu kamen dann noch etwas Gehmeditation und Dharma-Talks. Am neunten Tag wurde das Ganze noch einmal aufgemischt und ich saß zehn bis elf Stunden. Eine schöne Erfahrung, auch wenn ich keine besonderen Erlebnisse hatte, wie ein Glücksgefühl von dem viele oft berichten.

Das forderndste Erlebnis war jedoch am zehnten Tag. Dort hatten wir die Gelegenheit unsere Erfahrungen vorne auf dem Podium vor der hundert Mann (und Frau) starken Gruppe zu teilen. Ich fürchte mich zwar nicht vor Schlangen, Spinnen oder mit dem Fahrrad um die Welt zu fahren, aber dafür sind mir solche Sachen ein Graus. Doch wenn ich etwas bis jetzt gelernt habe dann, dass man nur wächst, wenn man seine Komfortzone verlässt und dahin geht, wo seine Ängste lauern. Und so mag diese Erfahrung zwar nicht sonderlich pompös wirken, war aber dennoch wertvoll, das Teilen war nämlich freiwillig, ich hätte es auch aussitzen können.

Die ganze Zeit über wusste ich noch nicht, was ich genau nach Thailand machen würde. Erst in der letzten Nacht des Retreats, als ich auf meiner harten Bambusmatte lag und nicht schlafen konnte, kam mir eine Idee.

Um nach Hause zurück zu kehren, ist es noch zu früh. Indien und Nepal haben mich etwas geschlagen zurück gelassen. Die viele Aufmerksamkeit von all den Indern und das viele Kranksein in Nepal haben mir doch zugesetzt. Würde ich jetzt aufhören, wäre es mit einer negativen Grundstimmung.

So geht es nochmal raus auf die Straße. Vorgenommen ist jetzt erst einmal eine 5.000 Kilometer lange Runde in Südostasien: Kambodscha, Vietnam, Laos und zurück nach Thailand und dann, nach derzeitiger Planung, weitere 3.000 Kilometer in Europa.

Dieser Schritt, von 0 auf 8.000, das war mental am Anfang nicht ganz leicht. Das Radreisen läuft zwar mittlerweile problemlos, ich hatte mich aber schon fast auf die Heimkehr eingestellt. Und es sind verdammte 8.000 Kilometer! Bis jetzt habe ich erst 12.000. Zeitlich werden die 8.000 Kilometer aber weitaus kürzer ausfallen. Aufgrund der 180°-Wende rutschte meine innere Welt erstmal ins Chaos. Nichts Schlimmes, denn das geht auch vorbei. Das wichtigste ist: die Entscheidung fühlt sich richtig an.

Es wird Zeit für ein Comeback, SamuelOnTour ist nun wieder on tour.

 

Datum: April 2016 - Juni 2016

18 Kommentare

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  • Hallo Samuel,

    wunderbar, dass du wieder *ontour* bist und uns an deiner inneren wie äußerern Reise teilhaben lässt.

    Liebe Grüße
    Teresa

  • Servus Samuel,

    freut mich sehr wieder von dir zu hören, hatte schon Angst dir sei etwas geschehen, ich muß sagen, ich bin stolz auf dich, dass du dich entschieden hast weiter zu fahren, ich kann mir genau vorstellen wie schwer dir diese Entscheidung fallen musste. Wünsche dir noch ganz viel Spass auf deine weitere Tour und freue mich auf neue Videos von dir.

    Liebe Grüße aus Österreich
    Benjamin

  • Hallo Samuel,

    gute Entscheidung! Mit einem negativen Gefühl aufzuhören wertet die gesamte Tour ab und das hättest Du Dir nie verziehen. Vor allem der Ausblick auf die vielen tollen Länder die vor Dir liegen ist doch genial.

    Weiterhin viel Kraft und Spaß wünscht Dir
    Stefan

  • Hallo Samuel,

    ich freue mich wieder etwas von Dir und Deiner Reise zu lesen, ich verfolge Deine Videos auf YouTube und habe mir auch schon Gedanken gemacht, ob bei Deiner Reise alles gut läuft, da ja nun doch einige Zeit kein Video mehr erschienen ist. Anhand Deiner Ausdrucksweise hat man als Zuschauer den Eindruck, dass Du tatsächlich an Deiner Reise und den Herausforderungen wächst. Dazu möchte ich Dir gratulieren und von Herzen vollen Respekt aussprechen. Ich wünsche Dir noch viele tolle und spannende Erlebnisse und Begegnungen und danke Dir für Dein Engagement uns auf Deine Reise mitzunehmen.

    Ich bin gespannt was Dich und uns erwartet 😉
    Thorsten

    • Hallo Thorsten,

      es freut mich, wenn ich rüber bringen kann, wie ich an der Reise wachse. Deswegen schreibe ich auch gerne etwas offener.

      Schöne Grüße

      Samuel

  • Hallo Samuel,
    hab von deinen Planungen gelesen. Südostasien wird dir im Vergleich zu Indien wieder einen größeren Spassfaktor vermitteln. Ich bin schon auf deine Berichte gespannt.
    Schön zu hören, dass du deine Rückreise in Europa auch wieder mit dem Rad planst. Ich hoffe und wünsche dir, dass dich dann auf diesem letzten Teil deiner Reise das beglückende Gefühl begleitet, etwas Großartiges geschafft zu haben.
    Auch wenn es bis dahin erstmal noch ein paar km zu strampeln gibt, wirst du merken, sobald du die Heimat nicht mehr im Rücken hast, ist jeder Tritt nur mehr halb so anstrengend.

    Alles Gute und toi toi toi
    Rainer

    • Hallo Rainer,

      du hast recht, das mit der Heimat merke ich bereits. Mit dem Ende in Sicht wird alles nochmal süßer.

      Liebe Grüße

      Samuel

  • Hallo Samuel,

    schön, dass Du wohlauf bist, denn ich hatte mir – wie einige meiner Vorredner auch – schon meine Gedanken gemacht, weil seit dem letzten Video und Blog-Eintrag einige Zeit vergangen ist.

    Deine Entscheidung noch weiter zu fahren wirst Du ganz bestimmt nicht bereuen, denn es ist eine Entscheidung, die mit dem Herzen und nicht (allein) mit dem Kopf von Dir getroffen wurde.

    Dein Weg auf der Suche nach Freiheit und die damit verbundenen Erlebnisse sind so spannend, dass ich mich schon jetzt auf Deine nächsten Berichte freue. Danke, dass Du uns auf Deine Reise mitnimmst!

    Ich wünsche Dir auf Deinem weiteren Weg alles erdenklich Gute, viel Glück, viele nette Begegnungen und noch mehr unvergessliche Erlebnisse!

    Bis Bald – Ernst 🙂

  • Hallo Samuel Ich war kürzlich auch in Thailand unterwegs und bin von Phuket nach kao lak Ranong chumphon Hua hin ,von dort mit dem Zug nach Bangkok gefahren,schade dass ich dich nicht gesehen habe sonst hätte ich dir ein Bier bezahlt oder zwei .Nun freue mich auf dein neuen Blog machs gut und freundliche Grüsse Walter Kessler zürich Ps mit meinem Reiserad natürlich.

    • Hallo Walter,

      das wäre sicher sehr nett gewesen. Wir waren wohl nicht allzu weit entfernt. Ich hoffe du hast deine Zeit in Thailand genossen, ich finde das Land ja super.

      Beste Grüße

      Samuel

  • Hallo Samuel,
    10 Stunden Meditation sind schon der Hammer. Ich bin nie über 2 Stunden hinaus gekommen! Habe kürzlich deine Mutter getroffen. Wir sind beide sehr glücklich, wie gut du dich entwickelt hast! Auch manchmal ein bisserl neidisch …

    Liebe Grüße
    Lutz

    • Hallo Lutz,

      danke. 🙂 Die 10 Stunden waren aber nicht am Stück und auf einem Retreat fällt es auch noch einmal einfacher, weil es sonst nichts zu tun gibt. 😀

      Liebe Grüße

      Samuel

  • Schön, wieder von dir zu lesen, Samuel. Ich bin wirklich fasziniert, was Du so alles machst und erlebst. Eine frage drängt sich mir jedoch auf: wie finanzierst du das alles? Unterwegs brauchst Du sicher nicht viel. Aber dennoch bist Du ja schon lang unterwegs. .. ja, ich weiß, ich bin neugierig 😉
    Viele Grüße, Birgit (Deine ehem. Lehrerin)

    • Zum einen Teil zahle ich es von meinem Ersparten, aber dann werde ich zu einem Teil auch von meinen Eltern unterstützt. Aber wie gesagt, es ist generell sehr günstig. Durchscnittlich 4€ im Iran und in Südindien waren Tage mit 1€ dabei. Da wäre zuhause leben um einiges teurer!

      Beste Grüße
      Samuel

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