Von Esfahan geht es weiter Richtung Shiraz. Es gibt zwei mögliche Routen, eine Landstraße und eine Autobahn. Ich entscheide mich für die Autobahn, da sie weit weniger Steigung hat und ich hoffe, so etwas entspannter auf einem Seitenstreifen fahren zu können.
Ich fahre gerade aus Esfahan raus, da entdecke ich ein paar Flaggen vor mir im Verkehr. Ich nähere mich ihnen und siehe da, die Flaggen gehören zu zwei Radreisenden. Die Beiden Radreisenden heißen Johan und Bärbel und sie wollen auch nach Shiraz. So schließe ich mich den Beiden an, froh einmal wieder in Gesellschaft zu fahren.
Johan und Bärbel berichten mir, dass sie bis jetzt sehr viel Gegenwind im Iran hatten. Und kaum fahren wir eine Weile, da bläst uns schon ein Frontwind um die Ohren. Na herrlich! 😉
So kommen wir nur schleichend voran und haben uns jeden Kilometer zu erkämpfen. Zu mindestens finden wir einen kleinen Feldweg, der die Autobahn rechts begleitet. Darauf können wir etwas entspannter fahren. Dass wir in einer Gruppe fahren, ist eine kleine Umstellung. Jeder fährt stets sein Tempo und nach ein paar Kilometer warten wir dann wieder aufeinander.
Am Abend haben wir immerhin 80 Kilometer geschafft. Wir erreichen eine kleine Stadt und überlegen, wo wir übernachten könnten. Nach einer Weile machen wir eine Moschee ausfindig. Als Johan gerade dort nach einem Schlafplatz frägt, nähert sich ein Iraner mir und Bärbel. Erst steht er eine Weile neben uns, dann frägt er aus heiterem Himmel, ob ich mit ihm in die Kiste möchte. Hallo? Geht es noch? Ich zeige ihm den Vogel, woraufhin er verschwindet. Ich glaube es ja nicht.
Zu mindestens haben wir bei der Moschee Glück. Wir bekommen ein schönes Zimmer, sogar komplett kostenlos, und dazu noch Frühstück. Was will man mehr?
Am nächsten Morgen setzten wir unseren Weg nach Shiraz fort. Ich genieße es richtig mit den Beiden unterwegs zu sein. Ich verstehe mich gut mit ihnen und es macht Spaß sich mit anderen Radreisenden auszutauschen. Die Beiden haben auch schon einiges mehr an Erfahrung, die derzeitige Tour ist nämlich ihre zweit Tour. Dieses Mal geht es von Kirgistan bis in den Oman und noch weiter, das letzte Mal waren sie unter anderem in Indien. Da ich da auch hin will, lasse ich mir gleich mal Tipps geben. Wer Interesse hat kann gerne auch auf ihrem Blog vorbeischauen.
Das Mehr an Erfahrung wird dann auch sehr hilfreich, als meine Kette auf einmal sehr lose wird. Zusammen mit Johan richten wir das Ganze gottseidank schnell.
Das wir zusammen fahren hat noch einen weiteren Vorteil. Wir können nun überall sagen, dass wir eine Familie sind und so werden Johan und Bärbel nicht ständig gefragt, warum sie denn keine Kinder haben und ich nicht, warum ich denn nicht verheiratet bin. Beides finden die Iraner stets etwas merkwürdig.
Am Abend wird es dann kalt. Da kommt es uns gerade gelegen, dass auf der rechten Seite eine Station des Roten Halbmondes, dem Pendant zum Roten Kreuz, auftaucht. Johan und Bärbel haben bereits einmal beim Roten Halbmond genächtigt. Und auch hier bekommen wir ein schönes Zimmer. Am Abend finden wir sogar noch ein Lokal, dass Reis mit Gemüse serviert. Im Iran! Da gibt es sonst nur Fleisch.
Der nächste Morgen beginnt sehr kalt. Wir sind ja auch auf über 2000 Metern. In der nächsten Stadt frischen wir noch unsere Vorräte auf und kaufen vorsorglich Benzin für den Kocher. Um die nächste Stadt zu erreichen müssen wir heute insgesamt 120 Kilometer schaffen. Falls nicht, wäre Zelten angesagt. Eine unschöne Vorstellung bei der Kälte.
Wir kommen aber gut voran, erst ein kleiner Pass bremst uns aus. Auf dem Weg nach oben werden wir von einem Auto angehalten. Heraus springt ein quicklebendiger Opa mit Familie. Der Opa tanzt und singt und schenkt uns sogar ein paar Granatäpfel.
Der Pass stellt sich als recht anstrengend heraus. Ich gebe einfach Vollgas, um ihn möglichst schnell hinter mich zu bringen. Bärbel und Johan machen hingegen eine Pause, aber nach einer Weile sind wir wieder vereint.
Glücklicher Weise geht es vom Pass aus nur noch bergab und wir erreichen die geplante Stadt im Abendlicht. Für heute Nacht nehmen wir uns ein Hotelzimmer, wobei das Zimmer eher wie eine Arbeiterwohnung aussieht. Die Stadt ist ja auch eine Industriestadt.
Am nächsten Tag geht es weiter und nach ein paar Kilometern bekommt unsere kleine Familie sogar noch Zuwachs. Als wir uns einen Pass hocharbeiten, treffen wir auf einen weiteren Radreisenden namens Jakob. Er ist 19 Jahre alt, kommt aus Berlin und will auch nach Shiraz und so schließt er sich uns an. Ich hätte nie gedachte, dass ich mal einen Reiseradfahrer in meinem Alter treffe.
Für heute geht es nicht allzu weit. Wir stoppen bei Pasargadae, einer Ausgrabungsstätte. Zu besichtigen ist das Grab von Cyrus, einem alten Persischen König.
Danach ist es schon spät und so fragen wir einen Restaurantbesitzer, ob wir in seinem Vorgarten campen dürfen. Wir dürfen und was noch besser ist, ich kann mit einem Wasserschlauch endlich mal mein Fahrrad säubern. In den staubigen Weiten des Irans war in letzter Zeit eher braun die vorherrschende Farbe meines Fahrrads.
Nach der Waschaktion essen wir noch im Restaurant, wobei uns aber fast die Augen ausfallen bei den Preisen. Das hier ist eines der Touristenrestaurant, wohin die Touristen mit Busen gekarrt werden und wahrscheinlich nie wissen, dass das Essen total überteuert ist. Jakob und ich bestellen nur einen Reis und öffnen einfach noch eine Dose Bohnen dazu
Da es in der Nacht recht kalt wird, sind am Morgen Zelte und Räder gefroren.
Für heute haben wir auch nicht so viele Kilometer eingeplant. Wir wollen uns nochmals etwas anschauen, nämlich Persepolis. Persepolis war lange Zeit Hauptstadt des persischen Reiches und wurde von Darius I erbaut. Später wurde sie dann von Alexander dem Großen niedergebrannt. Trotzdem ist sie auch heute noch eindrucksvoll.
Am nächsten Tag erreichen wir Shiraz. Hier will ich mein Visum verlängern, doch leider hat der Sesselpupser, der heute Dienst hat keine Lust darauf. Es hilft kein Diskutieren, heute bekommen wir die Visumsverlängerung nicht. Das Ganze scheint einfach nur willkürlich zu sein, den Jakobs Antrag wurde auch in Esfahan abgelehnt, Bärbel und Johan hingegen haben dort die Visumsverlängerung ohne Probleme bekommen.
Jakob und ich entscheiden uns deswegen, schnell aus dem Iran auszureisen. Bis zur Küste sind es 600 Kilometer und wir haben fünf Tage Zeit. Am Sechsten fährt dann unsere Fähre. Challenge accepted.
Leider müssen wir uns so aber von Johan und Bärbel trennen. Ich habe die Zeit mit den Beiden wirklich genossen und weiß, dass ich sie vermissen werde. Am Abend vor unserer Abfahrt laden sie uns nochmal zum Abendessen ein. Danke für die schöne Zeit ihr Beiden!
Hier noch ein Video über unsere Tour:
Datum: 11. November 2015 - 17. November 2015
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