Nach Belgrad habe ich erstmal einen Durchhänger. Sofia scheint noch recht fern und ich habe mir vorgenommen, die Distanz in drei Tagen zu schaffen. Viel zu viel! Aus den geplanten 170 Tageskilometern werden deshalb 70.
Am Abend schaue ich mich dann nach einem Zeltplatz um. Ich finde auch einen ganz wunderbaren Ort, nicht einsehbar zwischen kleineren Hügelketten gelegen. Doch etwas stimmt nicht. Mich beschleicht ein Unbehagen und auch die Vögel fliegen aufgeregt tief über dem Boden, schrauben sich schnatternd immer wieder in die Höhe, nur um kreisend wieder nach unten zu gleiten. Ich folge dem Schauspiel eine Weile und verliere mich darin, bis ein Krachen mich abrupt heraus reißt. Als ich auf einen Hügel klettere sehe ich den Grund für mein Unbehagen: ein Gewitter. Verdammt! Da mein Fahrrad der einzige Metallgegenstand auf weiter Flur ist, braucht es keine weitere Motivation um mich zur nächsten Stadt zu bewegen. Dort angekommen miete ich mich in das erstbeste Hotel ein. Es ist etwas heruntergekommen, die Tapete blättert bereits von den Wänden. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich der einzige Gast für diese Nacht bleibe.
Am nächsten Morgen geht es dann aber frisch weiter. Als ich gerade meine Wasservorräte in einem kleinen Dorf auffülle fährt ein Ehepaar auf einem Tandem an mir vorbei. Kurzerhand schließe ich mich ihnen an. Die Beiden kommen auch aus Deutschland und sind Richtung Schwarzes Meer unterwegs.
Wir fahren bis zum frühen Abend gemeinsam, dann trennen wir uns. Für mich geht es noch ein Stück weiter, aber nicht viel, da der Regen stärker wird. Nach etwa 10 Kilometern beginne ich wieder nach einem Zeltplatz Ausschau zu halten. Das stellt sich heute als schwierig heraus, da die Donau zu einer Schlucht geworden ist und es auf meiner rechten Seite Felswände steil in die Höhe ragen.
Schlussendlich finde ich zwei Fischer, die mit Wohnmobilen an der Donau campen. Einer der Beiden spricht deutsch und so schlage ich mein Zelt neben den Beiden auf. Die anfängliche Beklemmung löst sich dann auch schnell bei einem Schnaps auf.
Der nächste Tag beginnt erstmal etwas steiler, als ich es die letzten 1000 Kilometer gewöhnt war. Es geht ca. 200 Meter über der Donau entlang, von Tunnel zu Tunnel. Jetzt bin ich froh, doch ein Rücklicht zu haben.
Am Mittag bin ich dann an einem Wendepunkt meiner Tour angelangt. Ich verlasse einen seit 1400 Kilometern mir treuen Begleiter: die Donau. Um der weiten und flachen Einöde zu entkommen, durch die die Donau mich weiter Osten, in Bulgarien, leiten würde, biege ich nach Süden ab. Das heißt aber auch, es ist nun gänzlich Schluss mit hügellosen Straßen und Wegen. Das bekomme ich auch gleich zu spüren, den restlichen Tag paddle ich meinen Weg nach oben in ein kleines Gebirge.
Aber der Lohn für all die Mühe ist an diesem Tag groß. Ich finde einen herrlichen Zeltplatz. Den Schönsten seit Anbeginn der Tour. Weit oben, verdeckt hinter einem Hügel gelegen, mit Blick auf eine bildhübsche Bergkulisse. Das Ganze erinnert mich fast etwas ans Allgäu.
Als ich ein bisschen umher wandere finde ich sogar noch eine Schildkröte.
Datum: 16. August 2015 - 18. August 2015
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