Route

Wenn ich bei Gelegenheiten Internetzugriff hatte, markierte ich die Route der letzten Tage. So entstand im Verlauf der Tour ein detailliertes Abbild meiner Reiseroute.



Am Anfang der Planung stand eine Idee. Die Idee, Eurasien zu durchqueren, von Europa bis in das hintere Asien. Aber nicht mit irgendeinem motorisierten Gefährt. Nein, das Fahrrad sollte es sein.

Für diese Strecke gibt es drei gängige Routen:

  • Über Russland, Kasachstan und die Mongolei bis nach Wladiwostok
  • Die Seidenstraße über den Mittleren Osten und die Stan-Staaten nach China
  • Die Südliche Route über den Mittleren Osten und den indischen Subkontinent bis nach Südostasien

Meine Schulzeit fand ihr Ende im Sommer 2015 und so fiel der Start meiner Tour auf den Sommermonat Juli. Für die beiden ersteren Routen ist das zu spät im Jahr. Einer der ersten Tage in DeutschlandWill man Eurasien nördlich durchqueren startet man meist sehr früh im Jahr um nicht in den Wintermonaten in Schneemassen stecken zu bleiben. Neben diesem jahreszeitlich bedingten Grund war aber auch mein Interesse an Indien ausschlaggebend für die Entscheidung, die südliche Route zu fahren.

Von meiner verschlafenen Heimatstadt nahe den Alpen brach ich zunächst Richtung Donau auf. Die Donau führt einen angenehm flach aus Europa heraus – durch Österreich, Ungarn und Serbien. Perfekt zum Eingewöhnen. Da der Donauverlauf ab Bulgarien aber extrem eintönig wird, trennte ich mich in Serbien von meiner treuen Begleiterin und radelte einmal quer durch Bulgarien. Von dort ging es in die Türkei.

Die Türkei war der Startschuss meiner Reise durch Asien. Ich durchquerte das schöne Land nördlich am Schwarzen Meer. Die politische Situation dieser Tage im Südosten war etwas brenzlig, aber der Norden war sicher.
Moschee im IranAnschließend kämpfte ich mich über die Berge  Georgiens und Armeniens. Beide Länder müssen auf der Reise gen Osten nicht zwingend durchquert werden, aber man würde sich mit Sicherheit zwei Schönheiten entgehen lassen.
Das Schlusslicht meiner Reise durch den Mittleren Osten war der Iran – einfach ein herrliches Land zum Radreisen. Normalerweise führt die südliche Route nach Asien durch Pakistan, doch war eine Durchquerung Ende 2015 mehr als gefährlich und so entschied ich mich für die Alternative mit der Fähre nach Dubai überzusetzen. Von dort lässt es sich einfacher fliegen.

Mein Abenteuer auf dem indische Subkontinent begann relativ spontan und gänzlich aus praktischen Gründen in Sri Lanka um dort das Visum für Indien zu beantragen.Reisfelder in Indien
Danach stand Indien nichts mehr im Wege und ich durchquerte das Land einmal von Süd nach Nord. Indien war das anstrengendste Land bis dahin. Eine Herausforderung ohne gleichen, hauptsächlich aufgrund der enormen Aufmerksamkeit, die man als Westler in abgelegenen Gebieten von der einheimischen Bevölkerung erntet.
Den Abschluss machte Nepal. Seine Bergstrecken stellten auch noch eine Anstrengung für sich dar. Den ursprünglich geplanten Streckenabschnitt Indien-Myanmar-Thailand überflog ich, da ich sonst weitere 3.000 km in Indien verbringen hätte müssen. Nach mehr als 4.000 km hatte ich einfach genug von diesem Land.

Meine Reise durch Südostasien begann mit Thailand, von dort ging es über das sehr flache Kambodscha nach Vietnam k1600_laos-rote-erdstrasseund Laos. Thailand, Kambodscha und Vietnam fielen nach der Abenteuerdichte der letzten Monate etwas weniger spannend aus. Laos hingegen ist das natürlichste und schönste Land dieser vier, und bietet Abenteuer vor allem aufgrund schlechter Straßen, geringer Bevölkerungsdichte, Berge und Dschungel.

Zurück in Thailand beschloss ich, die Reise zu beenden. Ich fühlte mich, als hätte ich das Radreisen gemeistert. Es war einfach geworden und so war weiteres persönliches Wachstum zur Stagnation verdammt. Lange zuvor hatte ich mir eigentlich in den Kopf gesetzt, die Reise mit einer Strecke in Afrika zu beenden. Aber letztlich machte ich mich auf, zu neunen Ufern, namentlich ein Retreat in Amerika.

Ich bin froh um das, was mir das Radreisen gezeigt hat. Mir bleibt viele Eindrücke, mehr Selbstbewusstsein, eine andere Perspektive für die Dinge und ein freieres Denken. Im Nachhinein war es die beste Entscheidung, die ich nach dem Abschluss der Schule hätte treffen können. Und wahrscheinlich war es auch nicht die letzte Reise.

 

Die grobe Planung meiner Strecke vor meinem Start:



 

Fragen zu meiner Route? Schreibe mir gerne einen Kommentar!  Mehr Tipps findest du hier.

19 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

  • Ich bin von deiner Reise total begeistert und habe größten Respekt ! Bin selber 21 Jahre und du inspirierst mich mit deiner Tour total ! Monate lang nur mit dem mindesten zu leben und dann täglich <100km zu fahren ist echt bemerkenswert. Für eine gute Perspektive stellst du die Kamera oft an den Straßenrand und fährst dann das Stück Straße 2 mal ab ! Da sieht man wie viel Arbeit du in die Videos steckst !

    Grüße aus Sachsen !

    • Danke, mich freut es, wenn ich andere inspirieren kann! Der Blog ist mitterweile neben dem Radeln zu einem zweiten Hobby geworden, deswegen stecke ich gerne etwas mehr zeit rein. 🙂

      Viele Grüße aus Laos!
      Samuel

  • Hallo.
    Hut ab für deine Aufnahmen das ist super.
    Aber dann noch mit der dji phantom 3.
    Da würde ich Angst kriegen das die nir jemand klaut.
    Melde dich mal
    Habe deine videos gesehen

    • Danke! Ich muss sagen, mir ist bis jetzt noch nie wirklich ne Gelegenheit begegnet, wo ich Angst hatte, sie könnte mir jemand klauen. Es sieht ja niemand, was in meinen Taschen ist und wenn ich sie fliege stehe ich irgendwo an einer Straße am helllichten Tag wo entweder keiner oder viele mich sehen.

      Schöne Grüße
      Samuel

  • Hey Samuel,

    verfolge dich schon eine Weile. Mich würde interessieren, wieviel Geld du mitgenommen hast, wie du überhaupt bezahlst (bar?) und wie das mit den Visa funktioniert. So wie ich es gelesen habe, hast du die vorher nicht eingeholt, sondern erst kurz vor Grenzübergang.
    Würde mich freuen 🙂

    Besten Gruß,

    Christian

    • Hallo Christian,

      das Geld hebe ich immer an Bankomaten ab. Manchmal geht das mit der normalen Bankkarte, aber meistens mit einer Kreditkarte. Und dann eben gleich soviel wie man braucht, wenn mann es einschätzen kann, damit nicht mehrmals die Kosten fürs Abheben anfallen. Als Reserve habe ich immer Dollar in Bar dabei, das ist hilfreich wenn man z.B. für ein Visa on Arrival an der Grenze zahlen muss. Zu den Visa: ich habe alle während der Fahrt beantragt. Das Iranvisum in Trabzon, das für Indien in Sri Lanka und das für Vietnam in Bangkok. Für alle anderen Länder habe ich keines gebraucht oder an der Grenze bekommen. Man macht es sich allerdings einfacher, wenn man möglichst viele zuhause beantragt. Und einige gibt es auch nur zuhause (China, Russland…).

      Schöne Grüße

      Samuel

  • Ich finde deine Reisen sehr gut und es gibt nix schöneres als Reisen. Besonders Wandern aber auch Radtouren, nirgendswo lernt man die Menschen vor Ort besser kennen und kommt ihnen sehr nah. Ich war jetzt auch paar mal Unterwegs. Im Iran in Tehran laufen wir am 7.4.2017 Marathon. Ich bin mir sicher das ich danach die Tor von Berlin nach Tehran machen werde. Ich plane und organisiere bereits.

    Einige Botschaften habe ich vor der Tür in Berlin.
    Ich hoffe von Dir noch viel zuhören und zu sehen. Vielleicht auch mal ein persönliches Gespräch um Erfahrungen auszutauschen.

    Gilt auch für alle anderen Begeisterten Fans.

    Stephan+

  • Hallo Samuel,
    vor ein paar Wochen hatte ich (ü40) eine Idee etwas verrücktes zu machen, einfach um diesem typischen Lebensstil (malochen schlafen, malochen, … ) zu entkommen. DAS kann nicht der Sinn des Lebens sein. Bei meinen Recherchen stieß ich auf dich und hab mir echt ALLE Videos von Dir gegeben. So verrückt scheint es also gar nicht zu sein 😀
    und nun verneige ich mich respektvoll vor einem jungen Mann, der seinen eigen Weg gefunden hat und ihn auch lebt!
    Als System-Knecht fehlt mir gerade noch die Idee, wie man dieses Vorhaben in meinem Alter überhaupt noch finanzieren könnte und somit fürchte ich, bleibt „auf und davon“ nur ein warmer Gedanke.

    Mach weiter so, … viel Glück und Erfolg auf all deinen Touren!

    VG Holger

  • Hallo, Samuel,
    ich plane deine Route als Basis für eigene Tour zu verwenden. Gerade studiere ich die Straßen und Wege im Iran. Kann ich deine ist-Route irgendwo downloaden (.gpx oder .-klm)?
    Danke im Voraus.

Folge mir auf YouTube!