Radtouren: Navigation mit dem Smartphone

Vor Radtouren und Radreisen stellt sich die Frage: wie navigieren? Papierkarte, GPS-Empfänger oder doch lieber das Handy-Navi? Alle vor und Nachteile und alles Wissenswerte um die Navigation mit dem Smartphone beschreibe ich  hier.


 

Papierkarten

K1600_DSCN5077Früher die einzige Alternative. Die gute, alte Papierkarte tut natürlich immer noch ihren Dienst. Sie hat bloß drei große Nachteile.

  1. Genauigkeit. Gerade die kleinen Nebenstraßen mit wenig Verkehr sind auf großen Papierkarten oft nicht eingezeichnet.
  2. Verfahren. Mit Papierkarten kann man seinen eigenen Standpunkt von Zeit zu Zeit verlieren.
  3. Städte. Das Straßengewirr der Städte ist kaum im Detail abgedruckt.

 


 

GPS-Empfänger oder Smartphone

Alternativ bot sich bisher ein GPS-Empfänger an. Mittlerweile haben aber auch Smartphones ein hochwertiges GPS-Modul. Beide Alternativen haben ihre Vor- und NachteileK1600_GPS

    1. Stromverbrauch. Navigiert man über längere Zeit mit einem Smartphone ist der Akku schnell leer, der von GPS-Empfänger hält hingegen deutlich länger durch.
    2. Lesbarkeit. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Display von Smartphones schlechter zu lesen, als der von GPS-Empfängern.
    3. Hitze. In heißen Ländern und längerer, starker Sonneneinstrahlung, schaltet sich das Smartphone von Zeit zu Zeit ab.
    4. Alles in einem. Navigiert man mit einem Smartphone, hat man ein Gerät weniger, um das man sich kümmern muss.
    5. Bedienbarkeit. Die Bedingung des Smartphones geht leichter und intuitiver von der Hand als beim GPS. Auch ermöglicht der direkte Internetzugriff auf dem Smartphone ein schnelles Herunterladen von Routen und Karten.
    6. Kostenpunkt. Fast jeder besitzt bereits ein Smartphone. Ein GPS-Gerät kann hingegen, je nach Qualität, 50-500€ kosten. Und auch die Karten für GPS-Geräte können ihren Preis haben.

Persönlich habe ich mich dazu entschieden, mit meinem Smartphone zu navigieren, da für mich die Vorteile überwiegen. Zudem kann man die Nachteile gut in den Griff bekommen.

 


 

Navigieren mit dem Smartphone

 

Smartphone

Das Wichtigste natürlich: das Smartphone selbst. Hat man noch keines, sollte man bei einem Kauf, wenn möglich, auf das GPS-Modul achten. Es gibt Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen. Test hierzu finden sich im Internet.
Ich habe bei meinem Kauf auch noch auf Staub- und Wasserdichtigkeit geachtet. Letztlich ist das zwar nicht zwingend nötig, im Fall des Falles aber eine schöne Ergänzung.
Mein Entschluss fiel auf das Samsung Galaxy S4 Active.


Stromverbrauch

Wie oben bereits angesprochen, kann die Akkulaufzeit bei längeren Touren zu einem Problem werden. Abhilfe können Ersatzakkus oder mobile „Powerbanks“ schaffen. Letztlich ist man damit aber immer noch vom Stromnetz abhängig. Plant man viel zu zelten und durch abgelegenen Gebieten zu fahren, empfiehlt sich ein Solargerät oder ein System aus Dynamo und Stromumwandler.

Meine Entscheidung fiel auf Zweiteres, da der Dynamo dem Solargerät leistungstechnisch klar überlegen und handlicher ist. Das Solargerät kann aber bereits ausreichend sein.


Der Forumslader

Der Forumslader ist zurzeit der effektivste, erhältliche Lader. Man braucht dieses Gerät, um den Wechselstrom des K1600_DSCN5052Dynamos in Gleichstrom für das Smartphone umzuwandeln. Dabei schafft es zurzeit nur der Forumslader, auch unterhalb einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h effektiv zu bleiben. Weitere Informationen und zu bestellen ist er auf der Webseite forumslader.de.

Ich habe damals den Erbauer Jens During per E-Mail kontaktiert und, nach ein paar geklärten Fragen, den Forumslader V5  Kompakt gekauft. Wer, wie ich, bis jetzt wenig handliches Geschick mitbringt, kann sich das Set für einen Aufpreis auch zusammengebaut schicken lassen. Die verbleibenden Arbeiten sind dann sehr einfach.

Praxiserfahrung:

Seit nun schon über sechs Monaten funktioniert mein Forumslader tadellos. Er funktioniert so gut, dass ich seine Existenz oft vergesse. Das Smartphone wird schnell angesteckt und ich weiß, dass es geladen wird. Ich hatte bis jetzt auch niemals Strommangel.

K1600_DSCN5046Einzig die Ladekabel geben von Zeit zu Zeit ihren Geist auf. Ersatz findet man aber weltweit in jeder Kleinstadt. Und auch die Akkulaufzeit hat unter der starken Beanspruchung gelitten. Ein Ersatz kann nicht schaden.

Fazit:

Der einzige Nachteil dieses Systems: der Kostenpunkt. Neben dem Forumslader (110-150€), benötigt man auch noch einen Nabendynamo. Meines Erachtens lohnt sich die Investition aber. Zudem ist sie immer noch günstiger als ein guter GPS-Empfänger.


Apps

Die letzte verbleibende Frage ist die Software: welche App verwende ich? Android-User haben hier eine etwas bessere Auswahl.

Wichtig: Für das Radreisen kommen fast nur Offline-Karten in Frage. Ansonsten schaut man ihm nächsten funkfreien Tal in die Röhre. Ganz zu schweigen von fremden Ländern, in denen Roaming-Gebühren ohne einheimische Sim-Karte sehr teuer sein können.

  1. Locus (Android)Screenshot_2016-01-20-16-52-26
    Locus ist die App meiner Wahl und ich bin sehr zufrieden mit ihr. Sie bietet einen umfangreichen Zugriff auf verschiedene Online- und Offlinekarte. Die Karten kauft man mit sogenannten Locus-Coins, ein paar erhält man anfangs gratis. Ich habe mir für etwa 10€ mein Locus-Guthaben aufgeladen und nun mehr als genug für eine Weltumrundung. Neben den Karten im Locus-Store, kann Locus auch auf importierte Karten zugreifen.
    Weitere Funktionen der App sind zudem Routen berechnen (nur online), verschiedene Daten über die berechnete Route anzeigen (wie Höhenmeter), via Stimme Wegangaben machen, Daten von Wikipedia zu Orten anzeigen und und und.
    Es gibt eine kostenlose und eine kaufbare Version.
  2. OruxMaps (Android)
    OruxMaps ist eine weitere sehr gute Alternative. Der Vorteil: sie ist komplett kostenlos. Oruxmaps besitzt auch einen großen Umfang an Features. Sie nimmt alle möglichen importierten Karten und Routen an. Einzig das Interface ist etwas gewöhnungsbedürftig.
  3. Maps.ME (Android/iOS)
    Maps.ME bietet nicht die Fülle an Features wie Locus oder OruxMaps. Dafür ist sie aber einfach zu bedienen und auch auf iOS erhältlich. Auch eine sehr gute Wahl.
  4. Soviet Military Maps (Android)
    Diese App greift auf alte Karten des sowjetischen Militärs zurück. Diese waren zu Sowjetzeiten mit das Genauste, was es gab. Heute sind zwar vor allem die Straßen nicht mehr aktuell, aber hinsichtlich Höhenlinien und Gelände sind sie immer noch wertig.

Hilfreiche Links

Hier noch ein paar hilfreiche und weiterführende Links für die Recherche zur Navigation mit dem Smartphone bei Radtouren und Radreisen.


Fazit

Für mich funktioniert die Kombination Forumslader-Smartphone wunderbar. Und das seit über 8000 Kilometern. Ich schätze die leichte und intuitive Bedienung des Smartphones und die Zuverlässigkeit des Forumslader. Zur Sicherheit habe ich aber noch eine Auswahl an Papierkarten mit.

Wie viel Komfort und Sicherheit man bei der Navigation braucht, ist jedem selbst überlassen. Manch einer ist auch schon komplett ohne Karten erfolgreich um die Welt gefahren.

 

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=2ln3BErLhjU[/embedyt]

 

Falls du noch Fragen hast, kannst du mir gerne einen Kommentar da lassen!  Weitere Tipps und Tricks zum Thema Radtouren und Radreisen findest du hier!

6 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

  • Tolle Recherche!
    Ich reise mit Oruxmaps mit den guten kostenlosen Openandromaps. Dort sind zT auch Radwege eingezeichnet. Die Karten lade ich vorab per wlan aufs handy: das wasserdichte Samsung Galaxy S5mini.
    und am nabendynamo den cycle2charge.de Wandler mit usb anschluss der fest auf dem steuersatz installiert wird. Seit 3 Radreisen hat sich dieser bewaehrt. vielleicht ist er aber nicht so effektiv wie dein forumswandler. dafuer kostete er nur ca 65euro als fertiges produkt- mittlerweile in einer ueberarbeiteten Version.
    eine powerbank fuehre ich auch meist noch zusätzlich mit.

    damit bin ich auch super gerüstet für allerlei touren.
    beim Smartphone würde ich darauf achten dass es gps und glonass satelliten empfangen kann. dann arbeitet die navi besser.

    • Vielen Dank für deinen Kommentar! Das sind tolle Ergänzungen, die werden sicher dem ein der anderem weiterhelfen!

      Schöne Grüße
      Samuel

  • Deine Videos sind immer super. Mach doch mal ein Video über die Kosten auf deine Tour und vor allen Ding wie man sich krankenversichern tut mir mal ein Arzt braucht und Partner Zahnarzt und so weiter das wäre mal interessant.

  • Deine Videos sind immer super. Aber mach doch mal ein Video über deine Kosten was kostet eine Tour wie viel Geld muss ich haben. Wie viel Geld brauche ich für einen Tag . Was kostet das Rad die Ausrüstung. Und vor allen Dingen wie muss ich mich krankenversichern wenn ich im Ausland mir dem Arm brechen oder zum Zahnarzt muss das wäre mal interessant. .

  • Vielen Dank für das sehr informative Video! Ich habe gleich deinen Kanal abonniert, weil ich mich auf eine Ostsee-Umrundung per Rad vorbereite.

    Ich habe eine Zusatzfrage zur Navigation: Kennst du eine App, auf der es leicht ist, die Route per Hand zu verschieben? Ich bevorzuge z. B. Routen möglichst dicht an Gewässern, das gibt es natürlich nicht als einstellbare Kategorie. Und bisher habe ich keine App gefunden, bei der das leicht geht – kenne allerdings die von dir vorgestellten nicht, da ich ein iPhone habe. Ich überlege aber, für die Tour auf Android umzusteigen, insofern wäre das kein Hindernis.

    • Hallo Frank,

      meinst du die Route umzuplanen indem du einen Punkt von ihr woanders hinziehst? Das geht mit Locus leider auch nicht, da müsste man verschiedene Wegpunkt am Wasser entlang setzen… Kenne leider auch keine App die das kann. Ich glaube, mit Komoot kann man die Route auf dem PC planen, vielleicht geht das da?

      Liebe Grüße
      Samuel

Folge mir auf YouTube!