Nach einem Tag in Samsun, breche ich am nächsten Morgen auf. Auf der Promenade geht es Richtung Trabzon. Recep begleitet mich noch bis ans Ende der Stadt, dann geht es wieder alleine weiter. Aber nur ganz kurz. Nach einer halben Stunde auf dem Rad taucht plötzlich ein weiterer Reiseradfahrer neben mir auf. Er heißt Phillip und kommt aus Berlin, kann also auch Deutsch sprechen. Zurzeit befindet er sich gerade auf einer Radtour von Berlin nach Kirgistan. Wir halten und kurze Zeit später stößt noch ein weiterer Radfahrer dazu. Schuert. Er ist Holländer und auf dem Weg nach Neuseeland. Philip und Schuert haben sich bereits in Istanbul zufällig getroffen und zusammengeschlossen. Sie wollen beide bis Kirgistan zusammen weiterfahren.

Doch erstmal geht es nach Trabzon. Find ich super. Da will auch ich hin. Ich schließe mich also den beiden an, aber ab der ersten Minute merke ich, dass das kein Zuckerschlecken wird. Die Beiden versuchen eine Durchschnittsgeschwindigkeit über 30 km/h zu halten! Philip fährt in der Heimat Radrennen. Deswegen macht er immer den Frontmann und teilt für Schuert und mich den Wind. So rasen wir mehr oder weniger Trabzon entgegen und die Kilometer purzeln nur so. Tapfer bleibe ich an beiden dran. Nach einer Weile gewöhne ich mich sogar an die neue Geschwindigkeit.

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Gegen Abend beginnen wir dann einen Zeltplatz zu suchen. Wir entdecken einen verlassenen Strand und wissen, hier bleiben wir. Man hat nicht jeden Tag die Möglichkeit, an einem menschenleeren Strand am Schwarzen Meer zu zelten. Da die Beiden einen Kocher dabei haben, gibt es sogar noch ein warmes Abendessen für mich.

Der nächste Morgen beginnt ungewohnt spät für mich. Zusammen muss man halt Kompromisse machen. Aber die Kilometer machen wir schnell wieder gut. Als wir einen Tunnel erreichen, entbrennt eine kleine Diskussion. Außen rum fahren oder mitten durch? Mehr Sicherheit oder 20 Kilometer sparen? Ich werde überstimmt und es geht durch den Tunnel. Bzw. durch Mehrere und einen Großen, vier Kilometer langen. Nicht gerade das angenehmste, wenn ein LKW oder Bus knapp an einem vorbei dröhnt. Deswegen bin ich heilfroh, als ich wieder Tageslicht erblicke.

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Nach der Tunnelaktion wird es aber erst einmal entspannter. In der nächsten Stadt, treffen wir einen Mann, den Philip und Schuert zwei Tage zuvor schon mal kennen gelernt hatten. Wir gehen zusammen Mittagessen und er gibt uns einige hilfreiche Informationen. Zum Dank reparieren Philip und ich noch sein Fahrrad. Dann geht es weiter.

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Schuert ist schon seit ein paar Tagen krank und es scheint nicht besser zu werden. Um ihm eine Auszeit zu gönnen nehmen wir uns deswegen am Abend ein Hotelzimmer. Zu dritt geht das preislich ganz gut und als wir uns alle geduscht haben, schlendern wir noch durch die Stadt und stellen uns im lokalen Supermarkt unser Abendessen zusammen.

Am nächsten Tag radeln wir noch bis zum Nachmittag zusammen. Dann heißt es, wie so oft, Abschied nehmen. Philip und Schuert haben einen Warmshowershost gefunden und wollen morgen weiter fahren. Ich muss noch mein Iran Visum in Trabzon beantragen. Etwas traurig gucke ich den Beiden nach, dann beginne ich die Suche nach meinem Zeltplatz. Eigentlich habe ich mir für die Zeit in Trabzon ein Zimmer über Airbnb gemietet. Doch erst in zwei Tagen. Alleine wäre ich langsamer gefahren und später in Trabzon gewesen. Aber es hat viel zu viel Spaß mit den Beiden gemacht und so wollte ich sie nicht früher ziehen lassen.

Und ich habe wieder mal Glück. Ich sehe eine Tankstelle auf der anderen Seite der Straße. Nachdem ich dort angelangt bin, bemerke ich, dass die Tankstelle hoch oben auf einem Felsen, über einem hübschen Strand mit schwarzem Sand, thront. Ich fahre auf einem kleinen Pfad runter und unten angekommen entdecke ich eine Reihe von Hütten. Vor einer dieser Hütten sitzt eine Gruppe von Männern, die mich auf eine Cola einladen. Und damit nicht genug. Als ich von meinen Übernachtungsplänen erzähle, meinen sie, ich könne die Hütte für heute Nacht haben. Das nehme ich natürlich sofort an, im Gegensatz zu meinem Zelt ist das purer Luxus.

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Nach einer ruhsamen Nacht begrüßt mich am Morgen die Sonne. Das Wetter ist so schön, dass ich einfach einen Tag am Strand verbringe. Ich genieße die Pause und Gelegenheit wieder etwas in mich zu gehen.

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Nach Trabzon breche ich dann am nächsten Tag auf. Nach einer Stunde erreiche ich meine Bleibe und ein netter Türke namens Fatih begrüßt mich. Er zeigt mir alles und ich lümmle einen Tag herum, bis ich am nächsten Tag das Visum beantrage. Und Überraschung, ich bekomme es noch am selben Tag! Das passiert nicht oft! Ich kann mich also glücklich schätzen. Im Konsulat treffe ich noch einen Schweizer, mit dem ich am nächsten Tag in eine Hamam gehe. Das ist eine Art Sauna mit Massage. Wobei die Massage für mich mehr aus putzen bestand. So spare ich mir immerhin das Duschen.

Ich bleibe die volle Woche, die ich gebucht hatte in Trabzon, obwohl ich mein Visum ja bereits nach einem Tag habe. Aber so kann ich mal wieder entspannen und weiter an meinem Blog arbeiten.

 

Datum: 25. September 2015 - 06. Oktober 2015

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