Heute ist mein zweiter Tag im Iran. Nachdem mir mein Erster ja eher negativ in Erinnerung geblieben ist, hoffe ich heute auf etwas mehr Gl\u00fcck. Und das habe ich auch erst mal. Carlos, mit dem ich mich ja gestern zur Weiterfahrt verabredet hatte, stellt sich als sehr nette Reisebegleitung heraus. Alsbald verlassen wir T\u00e4bris, der Stadt werde ich sicher keine Tr\u00e4ne hinterher weinen.<\/p>\n
<\/a><\/p>\n Carlos reist anders als ich. Er ist besser informiert und w\u00e4hlt nicht den direkten Weg. Deswegen hat er seit seinem Startland Frankreich auch schon \u00fcber 10.000 Kilometer hinter sich. Ich dagegen \u201eerst\u201c 5.000. Und so fahren wir auch jetzt nicht den \u201edirekten\u201c Weg, daf\u00fcr aber den Sch\u00f6neren.<\/p>\n Sch\u00f6ner, da es um einen gro\u00dfen Salzsee geht, der sogar salziger ist als das Tote Meer. Blo\u00df geht seit einigen Jahren der Wasserpegel stetig zur\u00fcck und so dauert es eine Weile, bis wir das Ufer erreichen. Es lohnt aber.<\/p>\n <\/a> <\/a> <\/a><\/p>\n Schnell merke ich auch, Carlos ist besser trainiert als ich. Am ersten Tag komme ich ihm gegen Abend kaum noch hinterher. Wahrscheinlich steckt mir auch noch die Pause in Yerevan in den Muskeln und ich muss erst wieder warm werden. Jedenfalls bin ich heilfroh, als wir unsere Zelte dann aufschlagen.<\/p>\n In der ersten Nacht schlafen wir hinter einem kleinen Lagergeb\u00e4ude. Kurz zuvor haben wir dessen Besitzer um Erlaubnis gefragt und hier zeigt sich zum ersten Mal die iranische Gastfreundschaft. Er will uns n\u00e4mlich gleich ganz zu sich nach Hause einladen. Leider wohnt er zehn Kilometer weg und da es bereits dunkel ist, winken wir ab.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Aber die Gastfreundschaft rei\u00dft nicht ab. In der zweiten Nacht haben wir unsere Zelte in einem Apfelhain aufgeschlagen, da schrecken uns Motorger\u00e4usche aus dem Schlaf. Der Bauer des Apfelhains hat durch einen Freund von unserer Anwesenheit erfahren und keine M\u00fche gescheut, noch um 11:00 zu uns heraus zu fahren und uns nach Hause einzuladen. Blo\u00df ist es eben schon 11:00. Wir winken ab, um wieder schl\u00e4frig in die Federn zur\u00fcck sinken zu k\u00f6nnen.<\/p>\n F\u00fcr den n\u00e4chsten Tag geht es dann \u00fcber einen kleinen Pass. Dahinter wartet dann ein Wurmloch und wir stehen pl\u00f6tzlich in Afrika.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Okay, Scherz beiseite. Trotzdem frage ich mich, was ein afrikanischer Strau\u00df so im Iran treibt. Vielleicht Urlaub machen? Diese sch\u00f6ne Vorstellung wird schnell von der traurigen Realit\u00e4t eingeholt, als ein weiterer Strau\u00df hervorgezerrt und vor unseren Augen geschlachtet wird.<\/p>\n <\/a> <\/a><\/p>\n Das Blut spritzt, der Strau\u00df zuckt, dann wird der Kopf abgetrennt und die Schlachter beginnen, die Federn zu rupfen. F\u00fcr iranische Verh\u00e4ltnisse ist das Fleisch auch wirklich teuer.<\/p>\n Am Abend schlagen wir unsere Zelte dann unterhalb einer Stra\u00dfe in einem kleinen Tal auf. Ich mag es, dass Carlos einen Kocher dabei hat, so gibt es am Abend immer warmen Tee. Und dazu ein paar Geschichten. Diese Tour ist n\u00e4mlich Carlos vierte Tour und so erz\u00e4hlt er mir wie er in Laos mit einem Polizeigeneral zusammen rumpelte, in Indien von Rebellen gefangen genommen wurde oder in Nepal mit Taxifahrern um eine gebrochene Windschutzscheibe stritt. All das sehr lebendig.<\/p>\n <\/a><\/p>\n F\u00fcr den n\u00e4chsten Morgen verl\u00e4sst uns erst einmal das Wettergl\u00fcck. Zu mindestens das Wenige, das wir \u00fcberhaupt hatten. Von bew\u00f6lkt schwenkt es um auf Regen. Gar ein richtiger Schauer zieht auf und schnell sind die Schuhe bis oben hin mit Wasser gef\u00fcllt. Da kommt es uns gerade recht, dass wir die n\u00e4chste gro\u00dfe Stadt Bukan erreichen.<\/p>\n Wir haben einige Eink\u00e4ufe abzuwickeln, aber \u00fcberall wo wir stehen bleiben, bildet sich gleich eine kleine Traube an neugierigen Passanten, die jeden Schritt der komisch Gekleideten aus dem fernen Westen beobachten.<\/p>\n Als wir dann gerade an einer Autowerkstatt vorbeilaufen, kommt ein Mechaniker herausgesprungen und will uns zum Aufw\u00e4rmen in seine Werkstatt einladen. Erst wollen wir ablehnen, doch da er hartn\u00e4ckig bleibt, sitzen wir dann doch im Warmen vor einem kleinen Gasheizger\u00e4t und trocknen unsere v\u00f6llig durchn\u00e4sste Radkleidung.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Zur besseren Verst\u00e4ndigung wird noch ein Neffe, der des Englischen m\u00e4chtig ist, dazu geholt. So sitzen wir eine Weile in der Werkstatt und unterhalten uns, kaum merkend, wie die Zeit vergeht. Schwups, ist es Mittag und unsere Gastgeber Ismael bestehen darauf uns zum Mittagessen einzuladen.<\/p>\n So fahren wir zu ihm nach Hause und bekommen dort von Ismaels Frau allerlei K\u00f6stliches aufgetischt. Wobei aufgetischt hier nicht ganz richtig ist, wir essen n\u00e4mlich ganz typisch, traditionell auf dem Boden. Mir gef\u00e4llt das Essen auf dem Boden, es ist irgendwie simpler und unkomplizierter.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Nach dem Essen bietet Ismael an, dass wir bei seinem Bruder \u00fcbernachten k\u00f6nnten und so heute Nachmittag Zeit h\u00e4tten, eine bekannte Wasserh\u00f6lle zu besichtigen. Der Ausflug wird echt sch\u00f6n und durch die Wasserh\u00f6lle k\u00f6nnen wir sogar mit dem Boot fahren.<\/p>\n <\/a> <\/a><\/p>\n Am Abend befinden wir uns dann zuhause bei Ismaels Bruder. Er hat extra zwei Freunde eingeladen, die gut Englisch sprechen k\u00f6nnen und so unterhalten wir uns bis sp\u00e4t in den Abend. Zum Essen gibt es noch eine Suppe, extra von der Mutter f\u00fcr uns gekocht. Wir k\u00f6nnen noch unsere Kleidung waschen.<\/p>\n