Ich bleibe noch etwas l\u00e4nger in Trabzon, da es mehrere Tage durchg\u00e4ngig regnet. Irgendwann kommt dann aber wieder die Sonne raus und das ist mein Startsignal. Als ich auf mein Rad steige, str\u00f6mt ein freudig, warmes Gef\u00fchl durch meine Beine, als ob sie jubeln w\u00fcrden: \u201eWir sind wieder im Spiel!\u201c Ich sa\u00df wohl schon zu lange nicht mehr im Sattel.<\/p>\n

Und so geht es fast ganz von alleine los, schnell und z\u00fcgig Richtung georgische Grenze. So motiviert mache ich meine erste Pause erst nach 50 Kilometern.<\/p>\n

Gegen Abend \u00fcberlege ich mir dann, wo ich denn heute \u00fcbernachten k\u00f6nnte. Auf meiner Karte mache ich einen l\u00e4ngeren Tunnel aus und eine kleine Landstra\u00dfe, die Meer und Tunnel trennt. Dort habe ich gute Chancen!<\/p>\n

Und Bingo, ich finde einen geeigneten Platz, oberhalb einer Klippe, die in die vom Regen noch aufgew\u00fchlten Fluten st\u00fcrzt. Einzig die N\u00e4he zu einem angrenzenden Haus macht mir Sorgen. Als deswegen zwei junge M\u00e4nner auf den Parkplatz auffahren, frage ich die Beiden um ihre Zustimmung. Jedoch stellt sich heraus, dass dies gar nicht die Besitzer sind. Aber mit ihrer Hilfe kontaktieren wir den Besitzer. Der hat aber eine bessere Idee und veranlasst mich, den beiden jungen M\u00e4nner auf meinem Fahrrad zu folgen. Nach einem Kilometer erreichen wir einen Strand. Klasse! Das ist ein super Platz zum Zelten. Etwas einsam, aber daf\u00fcr eben und trocken.<\/p>\n

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Ich baue also mein Zelt auf und meine zwei Freunde verlassen mich irgendwann. Aber nicht f\u00fcr lange. Nach einer viertel Stunde kommen sie wieder zur\u00fcck, mit Feuerholz im Gep\u00e4ck. Damit h\u00e4tte ich nicht gerechnet! Wir errichten ein kleines Lagerfeuer neben dem Zelt und schauen dem Spiel der lodernden Flammen eine Weile zu. Dann brechen die Beiden wieder auf. Ich verabschiede mich herzlichst und lasse mich neben dem Feuer nieder, erfreut \u00fcber die W\u00e4rme, welches es mir spendet. Seit dem Regen der letzten Tage hat es stark abgek\u00fchlt.<\/p>\n

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So sitze ich dort eine Weile und packe irgendwann meinen Kindel aus, um noch ein bisschen zu lesen. Bis irgendwann ein kleiner Scheinwerfer um mein kleines Lagerfeuer zu kreisen beginnt. Ich versuche die Lichtquelle auszumachen und entdecke einen \u00e4lteren Mann 30 Meter weiter weg in einer Art H\u00fctte. Ich mache auf mich aufmerksam und nach einer Weile kommt er her\u00fcber. Wir plaudern ein bisschen und als er sieht, dass man Feuer runter brennt, verschwindet er und kommt mit mehr Holz zur\u00fcck. Er l\u00e4dt mich noch zum Fr\u00fchst\u00fccken am n\u00e4chsten Morgen ein, dann geht er wieder.<\/p>\n

Als das Feuer herunterbrennt gehe ich schlafen und schaue in der Fr\u00fch bei dem \u00e4lteren Herren vorbei. Er war schon flei\u00dfig am Fr\u00fchst\u00fcck Zubereiten. Wir essen zusammen und trinken Cay. Der Mann zeigt mir noch eine Gruppe von tollpatschigen Welpen, die von der H\u00fcndin geboren wurde, um die er sich k\u00fcmmert. Unglaublich s\u00fc\u00df und neugierig! Nach einer Weile muss ich dann aber aufbrechen, ich will heute noch bis Georgien kommen.<\/p>\n

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In der n\u00e4chsten Stadt gibt es zwei \u00dcberraschungen. Ich kann in den Bergen vor mir Schnee ausmachen und treffe meine zwei Freunde von gestern wieder, die mir das Feuerholz gebracht haben. Die Beiden freuen sich total, mich zu sehen und wir beginnen uns zu unterhalten, bzw. zu verst\u00e4ndigen mittels Zeichensprache und Google \u00dcbersetzer. Es kommt noch ein weiterer Mann dazu und irgendwann tut sich die M\u00f6glichkeit auf, dass sie mir einen Bus bis zur Grenze arrangieren. Ich \u00fcberlege kurz. Es sind drei Tage Sonne angek\u00fcndigt, dann soll es wieder stark regnen. Wenn ich den Bus bis nach Georgien nehme k\u00f6nnte ich es bis dahin \u00fcber den bevorstehenden Pass schaffen.<\/p>\n

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Ich nehme an und der Mann, der vorhin dazugekommen ist wartet mit mir am Stra\u00dfenrand auf einen Bus. Hier in der T\u00fcrkei h\u00e4lt man die Buse einfach mitten am Weg an. Als wir dann einen Bus nach Batumi finden, regelt er alles und zum Abschied schenkt er mir noch einen Pulli, damit ich besser auf den Schnee in den Bergen vorbereitet bin.<\/p>\n

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So d\u00fcse ich die letzten 80 Kilometer Richtung georgische Grenze. An der Grenze angekommen wartet eine riesige Schlange an Autos, Busen und LKWs auf uns. Deswegen l\u00e4sst mich der Busfahrer mit dem Fahrrad weiter. Damit schl\u00e4ngele ich mich einfach an der Blechlawine vorbei und komme unbeschwert, innerhalb von 15 Minuten, auf der georgischen Seite an.<\/p>\n

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Das erste, was ich auf der georgischen Seite entdecke, ist eine Kirche. Die wurde gleich nach der Grenze gebaut. Ich bin also wieder in einem christlichen Land.<\/p>\n

Ich fahre weiter Richtung Batumi und biege kurz davor in ein Tal ein, dass mich zu meinem ersten Pass f\u00fchren soll. Aus der Entfernung kann ich auch von hier den Schnee erkennen.<\/p>\n

30 Kilometer kann ich noch in das Tal vorsto\u00dfen. Dann wird es langsam dunkel und ich baue mein Zelt in der N\u00e4he eines Dorfes auf. Es steht hier zwar sehr offen und nicht gut versteckt, aber die Passanten, die vorbeikommen gr\u00fc\u00dfen freundlich. Ich bin hier also nicht unerw\u00fcnscht.<\/p>\n

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