![\"K1600_DSCN4750\"](\"https:\/\/samuelontour.com\/wp-content\/uploads\/2016\/01\/K1600_DSCN4750-3.jpg\")
<\/a><\/p>\nF\u00fcr die n\u00e4chste Zeit falle ich in den Tour de France Modus. H\u00e4nde auf die H\u00f6rner, Ohrst\u00f6psel rein und mit einer hohen Kadenz immer nur voran, gerade aus. Fast apatisch strample ich durch die Landschaft. In St\u00e4dten halte ich nur noch kurz um Proviant nach zu kaufen. Und auch sonst gehe ich auf Fragen kaum noch ein, halte nicht mehr f\u00fcr eine Plauderei an.<\/p>\n
Doch das stumpfsinnige Gestrampel ist auch nicht des Problems L\u00f6sung. Isolation und Einsamkeit in der Masse ist das Ergebnis. Das tut genauso wenig gut und zieht mich herunter.<\/p>\n Am sp\u00e4ten Nachmittag brauch ich deswegen erstmal eine Pause. \u00c4u\u00dferst schlecht gelaunt, ver\u00e4rgert und traurig zugleich, setzte ich mich unter ein paar Laubb\u00e4ume neben einem brach liegenden Acker. Leise Raschelnd die Bl\u00e4tter im Wind und die sp\u00e4te Nachmittagssonne streicht mir sanft w\u00e4rmend \u00fcber die Haut. Auf einmal bemerke ich, was ich den ganzen Tag lang \u00fcbersehen habe. Wie still und friedlich doch alles ist. Meine Sorgen fallen von mir ab und ich sitze einfach nur mit dem Gewissen, dass es gerade nirgendwo besser sein k\u00f6nnte. So verweile ich f\u00fcr \u00fcber eine Stunde und lasse meine Gedanken wie Wellen am Strand treiben.<\/p>\n Doch auch dieser Moment ist nicht f\u00fcr die Ewigkeit und ein Schlafplatz muss noch gefunden werden, will ich die Nacht nicht drau\u00dfen verbringen. Ich setze mich wieder auf mein Rad und bin noch nicht einmal \u00fcber den n\u00e4chsten H\u00fcgel komplett dr\u00fcber, da werde ich von einem Bauern angesprochen. Nach kurzer Zeit fr\u00e4gt er, ob ich denn etwas essen m\u00f6chte. Essen? Auf jeden Fall!<\/p>\n Erst bekomme ich ein bisschen Reis mit recht scharfer Gem\u00fcsebeilage. Aber das Highlight ist der Nachtisch. In einer kleinen Holzh\u00fctte, macht seine Frau ein paar Fladen mit einer s\u00fc\u00dfen Nussf\u00fcllung \u00fcber einem Feuer. Diese hei\u00dfen Fladen sind grandios, ich habe schon lange nicht mehr so lecker gegessen und so bin ich nach dem Mahl pappsatt.<\/p>\n Ich frage den Bauern, ob ich denn auf seinem Grund heute Nacht Zelten k\u00f6nnte. Er willigt ein, will mich aber davon \u00fcberzeugen, dass das eine schlechte Idee ist. Es sei zu gef\u00e4hrlich. Ich sollte lieber in das n\u00e4chste Dorf fahren, da g\u00e4be es einen Tempel oder eine Kirche, die mich aufnehmen w\u00fcrden. Einen Tempel? Die Tempelpriester schmei\u00dfen gegen Abend sicher wieder ihre Mucke an. Nein danke, da bleibe ich lieber hier.<\/p>\n Ich schlafe auch recht gut, einzig ein paar K\u00e4fer aus dem Heuhaufen wuseln alsbald durch mein Zelt. Aber mein Gott, es gibt schlimmeres.<\/p>\n Am n\u00e4chsten Morgen bekomme ich noch Fr\u00fchst\u00fcck. Wieder Reis mit Gem\u00fcse. Wieder recht scharf. Dass nach einer Weile dann schon wieder die ersten Inder auftauchen und anfangen den fr\u00fchst\u00fcckenden Wei\u00dfen zu beglubschen, verdirbt mir bald die Laune. Mein Gastgeber hingegen findet das ganz toll, so steht er mit mir zusammen im Zentrum der Aufmerksamkeit.<\/p>\n Ich schlinge das Fr\u00fchst\u00fcck runter und mache mich schnell auf den Weg. Ich habe genug. So halte ich auch nicht im n\u00e4chsten Dorf und in der n\u00e4chsten Stadt nur, um ein paar Schweine zu photographieren. Zu s\u00fc\u00df die Dinger.<\/p>\n \u00dcber den Tag stolpere ich auch noch \u00fcber eine riesige Ansammlung an K\u00fchen. Ein Fest? Oder eine Tauschb\u00f6rse?<\/p>\n Gegen Abend komme ich dann an eine Abzweigung. W\u00e4hrend ich auf die Karte schaue, sammelt sich, wie k\u00f6nnte es anders ein, wieder eine beachtliche Menge Inder um mich. Aus ihr tritt ein Polizist hervor. In gutem Englisch beginnt er mit mir zu sprechen und l\u00e4dt mich auf einen Tee ein. Nun gut, den Tee g\u00f6nne ich mir. Ich sitze jedoch kaum im Restaurant, da dr\u00e4ngen mehr und mehr Inder herein um mich einfach nur anzuglotzen. Das Restaurant platzt bald fast aus allen N\u00e4hten. Nach f\u00fcnf Minuten werde ich vom Restaurantbesitzer rausgeworfen. Hallo? Was kann ich denn f\u00fcr diese Schei\u00dfe? W\u00fctend steige ich auf mein Rad und fahre davon.<\/p>\n Als w\u00e4re das nicht genug, kommen zwei Inder neben mir auf einem Motorrad daher und fragen, ob wir denn ein Selfie machen k\u00f6nnten? Ich sage klar nein, aber das scheinen die Beiden nicht verstehen zu wollen. Sie beginnen mir mit ihrem Motorrad den Weg abzuschneiden, vorauf hin ich bei einem Ausweichman\u00f6ver in ein weiteres Motorrad knalle.<\/p>\n Jetzt platze ich aber! Ich schreie die Beiden an und sie bekommen den \u00c4rger der letzten zwei Tage zu sp\u00fcren. So viele Schimpfw\u00f6rter sind mir selten in so kurzer Zeit aus dem Mund gekommen. Aber was erwarten sie? Sie haben mich immerhin versucht mit dem Motorrad abzudr\u00e4ngen. Der Anschiss sitzt jedenfalls und so ziehen die Beiden Leine.<\/p>\n Bis zum n\u00e4chsten Dorf bin ich gottseidank wieder abgek\u00fchlt. Dort weisen mir die Bewohner den Weg zu einem Tempel auf einem kleinen H\u00fcgel, in dem ich \u00fcbernachten k\u00f6nnte. Mit einer Gruppe kreischender Kinder und Jugendliche im Gep\u00e4ck mache ich mich auf den Weg Richtung Tempel.<\/p>\n Von dem Tempel werde ich aber sp\u00e4ter am Abend zu einer Schule nebenan verfrachtet. Der Schulleiter kuckt nicht schlecht, als der Fremde mit der Gruppe kreischender Kinder und Jugendlicher ankommt. Der Spa\u00df hat aber schnell ein Ende, denn der Schulleiter ist das typische Bild von einem strengen Lehrer. Auch seine eigenen Sch\u00fcler verweist er stets zum Weitergehen, wenn sie stehen bleiben und mich anstarren. Immerhin gibt mir das endlich mal eine Verschnaufpause.<\/p>\n Ich bekomme zum Abendessen und danach geht es in einen gro\u00dfen Saal, in dem die Sch\u00fcler bereits gespannt auf mich warten. Der Schulleiter will mich ihnen kurz vorstellen und danach kommen einzelne Sch\u00fcler vor und stellen zu mir und meiner Reise Fragen. Die Kreativste ist, ob ich denn ein deutsches Lied singen k\u00f6nnte? Tja und so kommt man dann dazu vor 500 Leuten \u201eAlle meine Entchen\u201c zu tr\u00e4llern. Ich wei\u00df auch nicht, was ich falsch oder richtig gemacht habe, dass die Sch\u00fcler danach noch eine Zugabe wollen. Aber wer so unverbl\u00fcmt nach Ohrenkrebs fr\u00e4gt, der soll ihn auch bekommen und so gebe ich noch ein \u201eH\u00f6rst du die Regenw\u00fcrmer husten?\u201c zu meinem Besten. Was Besseres f\u00e4llt mir gerade auch nicht ein.<\/p>\n Trotzdem zufrieden mit meiner Performance geht es dann zur\u00fcck in das Zimmer des Schulleiters. Die Sch\u00fcler haben hier einiges mehr zu tun als bei uns in Deutschland. Haben sie mich vorhin schon zum Essen bedient, m\u00fcssen sie jetzt mein Bett herrichten.<\/p>\n Ich staune auch nicht schlecht, als sich der Schulleiter am n\u00e4chsten Morgen erst einmal von drei Sch\u00fclern an den F\u00fc\u00dfen massieren l\u00e4sst. Ja liebe Lehrer, die ihr hier mitlest, ihr habt definitiv das falsche Land f\u00fcr euren Beruf gew\u00e4hlt. \ud83d\ude09<\/p>\n<\/a> <\/a> <\/a> <\/a> <\/a><\/p>\n<\/a><\/p>\n<\/a><\/p>\n<\/a><\/p>\n<\/a> <\/a> <\/a> <\/a> <\/a><\/p>\n<\/a><\/p>\n<\/a><\/p>\n<\/a> <\/a><\/p>\n