In meinem letzten Beitrag war ich von Vietnam über die Grenze nach Laos bis zu der Grenzstadt Xepon gekommen. In dieser ruhe ich mich erst einmal mehrere Tage aus, bevor ich mein Abenteuer in Laos aufnehme.

Um 9:00 am Morgen ein paar Tage später breche ich schließlich auf. Laos verspricht viel Natur, freundliche Menschen und Abenteuer. Aber auch schlechte und in der Regenzeit matschige Straßen. Es ist ein armes Land mit einer sehr geringen Bevölkerungsdichte, nur etwa 6,5 Millionen Einwohner. Ich bin gespannt, wie meine Erfahrungen sein werden, aber nach den doch stark bevölkerten Ländern wie Thailand oder Vietnam freue ich mich sehr darauf.

Zu allererst einmal steht eine Entscheidung an. Hauptstraße oder Nebenstraße. Als ich auf die Nebenstraße einbiege, bietet sich mir schnell dieses Bild. Doch schnell wieder auf die Hauptstraße.

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Glücklicherweise bin ich falsch abgebogen und die richtige Nebenstraße kommt ein paar Meter später. Auch hier ist die Straße nicht wirklich gut, zwar schlechter als erhofft aber besser als erwartet. Sie ist geteert, aber mit Schlaglöchern übersähen und oftmals ist auch gar kein Teer vorhanden.

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Nach den ersten paar Minuten zieht der ungewöhnliche Fremde auch schon die erste Aufmerksamkeit auf sich. Ich komme mit einem Studenten auf seinem Motorrad ins Gespräch. Als er herausfindet, dass ich zur Hauptstadt Vientiane will, drängt ihm sich wahrscheinlich die Frage auf, ob ich noch ganz bei Vernunft bin, nicht die gut geteerte Hauptstraße zu nehmen. Er ist aber unglaublich nett, wie der Rest der Laoten, die ich bislang zu Gesicht bekommen habe. Vor allem die Kinder schauen immer baff, brechen dann aber schnell in wildes Geschrei, Gehüpfe und Gewinke aus. Zu süß.

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So begleite ich die löchrige Straße durch allerlei Dörfer, an Reisfeldern entlang und durch kleine Wälder. Mein Mittagessen kann ich um 13:00 in einer Kleinstadt einnehmen. Wobei Stadt in Laos etwas anderes bedeutet, als in den meisten Ländern. Dorf wäre wohl passender.

Danach begebe ich mich auf eine noch kleinere Straße als zuvor. Der Teer fehlt nun komplett und wird ersetzt durch Schotterpiste.

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Alles wird natürlicher. Die Abstände zwischen den Dörfern werden größer und größer, die Natur schöner und schöner und die Fortbewegung härter und härter. Mittlerweile ist die Straße mehr ein Pfad durch den Dschungel. In den Dörfern, durch die ich noch komme, blicke ich nur noch in erstaunte Gesichter.

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Brücken gibt es auch nicht mehr.

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Ich fühle mich richtig frei und wohl wie schon lange nicht mehr. Eine Die Abgelegenheit bringt eine natürliche Schönheit zu Tage ohne gleichen. Es ist einfach wunderbar.

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Da die Straßen ausgewaschen und steinig sind komme ich bei mancher argen Steigung nur durch Schieben hoch. Als ich mich so auf ein kleines Plateau hoch gekämpft habe, tauche der Weg auf einmal komplett im Dschungel ein. Nur noch ich, die Straße und kilometerweit Bäume. Aufgrund des Regens der letzten Tage haben sich große Pfützen gebildet, dich ich durchqueren muss.

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Langsam wird es Abend, aber mit Zelten wird es wohl heute nichts. Das Dickicht des Dschungels ist so dicht, dass ich gar nicht erst mein Zelt aufstellen könnte. Ich hoffe auf ein Dorf in ein paar Kilometern.

Die Begegnung mit den Leuten im Dorf stellt sich dann aber als äußerst komisch heraus. Dort angekommen, zieht ein klaffender Hund zu allererst die komplette Aufmerksamkeit auf mich. Es dauert nicht lange und es drängen aus allen Richtungen Menschen heran, bald bin ich von über 40 umringt. Man sieht ihnen an, dass sie wahnsinnig arm sind. Sie tragen dreckige Kleidung, bzw. viele der Kinder sind nackt. Die Häuser sind Holzverschläge. Ich versuche Kommunikation in irgend einer Art mit ihnen aufzubauen, aber ohne Erflog. Ich werde bloß weiter hinter starrer Mine angestarrt. Irgendwie wollen sie nicht mit mir kommunizieren. Mich beschleicht ein komisches Gefühl, irgendwie fühle ich mich fehl am Platz. Hier stehe ich, mitten in einem einsamen Dorf im Dschungel, umringt von einer starrenden Menge, die wahrscheinlich alle heilige Zeiten einen Fremden zu Gesicht bekommen. Nach einer Weile setze ich meinen Weg fort.

Doch mein Glück holt mich wieder ein. Ein paar Minuten später stoße ich auf ein großes Lager mit zwei LKWs. Es handelt sich um eine Einheit Bomben- und Minenentschärfer. Sie wurden beauftragt, den Wald für eine schweizer Firma, die dort Eukalyptusbäume pflanzen will, von Relikten aus dem Vietnamkrieg zu befreien. Der Administrator spricht zu meinem Glück Englisch und freut sich sichtbar mich zu sehen. So lasse ich mich neben ihrem Camp nieder, esse zu Abend und kann dann sogar noch in einem nahen Fluss ein Bad nehmen.

Am nächsten Morgen starte ich früher, bereits um 07:00. Ich habe mir heute nämlich ein ganz schönes Stück vorgenommen. Um nicht wieder abends mitten im Dschungel zu stehen, steuere ich die nächste Kleinstadt an. Bis dahin sind es aber 130 km – auf ungeteerten Straßen. Doch anders als gestern ist die Landschaft heute größtenteils flach, was meinem Vorankommen merklich erleichtert.

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Ganz klar mein Held des Tages, Frieda:

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Langsam werden die Gegenden auch wieder zivilisierter und zivilisierter. Die Dörfer sind größer und wohlhabender, auf den Straßen sieht man wieder Menschen und es gibt langsam abenteuerlich aussehende Brücken anstelle von Wasserfurten.

Eine Furt, eine ehemalige Brücke und eine Brücke:

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Am Vormittag erreiche ich einen der schönsten Abschnitte. Auf einmal erheben sich vor mir riesige Felsen mit steilem Gefälle. Ihr Schatten ragt weit in die Reisfelder über denen sie thronen. Trotz des kargen Fels schmücken etliche Bäume und Schlingpflanzen ihre Häupter. Das dschungelartige Flair, die steilen Felsen, der blaue Himmel und die Reisfelder machen wirklich etwas her. Irgendwie erinnern mich die Felsen an mit Moss bedeckte Steine.

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Den Essgewohnheiten der Laoten traue ich nicht so ganz. An dem Ort wo ich zu Mittag esse, ist ein lebender Waran angekettet, Eichhörnchen hängen tot von der Decke und etwas weiter werden Schnecken im Topf gekocht. Danke, ich verzichte, aber jedem das Seine.

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Ein paar Kilometer weiter: eine Termitenautobahn im Wald.

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Am Nachmittag befinde ich mich gerade auf meinem Weg über die kilometerlangen Erdstraßen, da bricht aus heiterem Himmel ein heftiger Platzregen herein. Der Wolkenbruch ist so stark, dass schnell Schuhe und Kleidung komplett durchnässt sind. Unterstellen lohnt sich da gar nicht mehr, bei jedem Tritt quilt Wasser aus den Schuhen.

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Ein paar Minuten tobt das Ungewitter, dann verschwindet alles so schnell, wie es gekommen war. Einzig mein nun komplett dreckiges Rad bleibt Zeuge der Wassermassen.

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Bereits gegen fünf Uhr, drei Stunden früher als von mir berechnet, erreiche ich mein Tagesziel die Kleinstadt Mahaxay. Der heutige Tag war wirklich schön, aber nun merke ich, dass mir die 130 km ungeteerte Straße doch ganz schön in den Muskeln sitzen. So ziehe ich noch einmal fünf Kilometer weiter, esse noch zu Abend und suche dann ein Guesthouse auf. Für heute Abend heißt es Füße hochlegen.

Datum: 28. Juli 2016 - 29. Juli 2016

 

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