Mein Gastgeber Stewart in Ho Chi Minh ist der Knaller. Eigentlich ist geplant, dass ich nur eine Nacht bleibe, jedoch ist der Lenker am nächsten Morgen komisch lose und so geht es erst einmal zum Radladen. Das Problem liegt im Lager des Steuersatzes. Dieser wird zusammen mit der Kette ausgetauscht. Da es danach zu spät zum Aufbrechen ist, lädt mich Stewart in die Wohnung ein, in der er Unterkunft gefunden hat. Er hat heute nämlich sein Haus verkauft, da er auch bald auf Fahrrad-Weltreise ist.

Wir haben noch zwei Tage einen Mordsspaß, radeln durch die fremde Wohnung und arbeiten an unseren Blogs: Hier ist sein Blog (auf Englisch): http://www.cyclingstew.com/

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Ich weiß, das Bild gehört nicht gerade zu einen meiner besten Schnappschüsse.

An einem Montagmorgen geht es dann jedenfalls offiziell los. Stewart konnte mir noch einige Tipps zu meiner Route geben. Nicht, dass ich davor einen Route gehabt hätte, aber jetzt weiß ich, wo ich lang muss.

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Mittels Fähre geht es ein kleines Stück aus der Stadt raus. Ich bin froh, endlich die Massen an Motorradfahrer hinter mir lassen zu können. Das ist wirklich extrem in Ho Chi Minh.

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Heute strahlt die Sonne ungehindert vom Himmel, es sind nur wenige Wolken zu sehen. Mit den Stunden steigt auch das Thermometer und um die Mittagszeit lassen sich schon ganz neue Bewusstseinszustände in diesem Backofen erkunden. Ich mühe mich durch Schweiß und Schwindel. Eigentlich bin ich kein Fan von vielen Pausen, aber heute zwingt mich die Hitze immer wieder in den Schatten.

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So ist es kein Wunder, dass der abendliche Kilometerstand etwas kleiner als üblich ausfällt. Immerhin finde ich ein Zimmer für mickrige drei Euro in einem Guesthouse. Und für weitere 5€ zwei Durians. Durians sind die Könige der Früchte, beliebt wie wenige andere. Und in Thailand als auch Kambodscha war der Kilopreis allein schon um die sechs Euro.

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Der nächste Tag führt mich etwas ereignislos von Kleinstadt zu Kleinstadt. Erst gegen Nachmittag wird es spannender. Da ich die Karte unachtsam lese, brocke ich mir einen 50 Kilometer langen Umweg ein. Zu allererst einmal ärgerlich, da so das Tagesziel anstatt gemütlichen 30 noch ungemütliche 80 Kilometer entfernt ist. Jedoch stellt sich die Alternativroute als kleines Paradies heraus. Je weiter ich vorankomme, desto einsamer und dschungelartiger wird die Gegend. Herrlich.

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Irgendwann sehe ich kaum noch Leute und es spazieren Skorpione und Schlangen aus dem Dickicht unbehelligt über die Straße.

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Einziges Problem: die 50 Kilometer Umweg fehlen mir am Abend und ich sitze irgendwo im nirgendwo. Auf Campen habe ich nach Skorpion- und Schlangensichtungen jetzt nicht so die übermäßige Lust. Doch Glück im Unglück: an der nächsten größeren Wegkreuzung erreiche ich ein kleines Dorf und auf Frage nach einem Zeltplatz lädt mich eine Familie zu sich nach Hause ein.

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Die Vietnamesen sind etwas zurückhaltender als andere Völker. So auch die Familie, die mich heute eingeladen hat. Das ist aber gerade angenehm, zu viel Aufdringlichkeit kann extrem nervtötend werden.

Am folgenden Morgen lässt der Zauber der Natur keinesfalls nach. Im Gegenteil. Es stellt sich ein leichter Nieselregen ein. Der kühlt mich nicht nur während der langen Steigung, der ich heute begegne, er führt auch zu Nebelschwaden, die über das dicke Blätterdach des Dschungels wabern und so eine bildhübsche Szenerie abbilden. Es ist einfach nur traumhaft. Wenige Tage dieser Reise können mit dem heutigen mithalten. Leider kann der Photoapparat diese Stimmung nicht komplett wiederspiegeln.

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Als Snack gibt es heute wider Durian. Den günstigen Preis muss ich ausnutzen. Danach endet die schöne Straße leider und ich befinde mich wieder auf einer großen Hauptstraße. Und nicht nur das, die Hauptstraße hat auch noch die unangenehmste Art von Steigung. Steil rauf, steil runter und wieder steil rauf. Man kann sich auf nichts einstellen. Einfach nur kräftezerrend.

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Das ist auch der Grund, warum ich am nächsten Tag einen Pausetag einlegen muss. Zuvor finde ich aber noch einen schönen Zeltplatz zwischen zwei Hügeln für heute Nacht. Die Szenerie erinnert mich mehr an Frankreich als Vietnam.

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Der Tag Pause bringt mir die erhoffte Stärke zurück. Und diese benötige ich auch dringend, denn der nächste Tag bringt abermals eine mächtige Steigung mit sich. Über einen kleinen Pass geht es dann wieder durch atemberaubende Landschaften. Ich beginne langsam die Berge und Pässe in Vietnam zu lieben.

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Am Abend checke ich  in ein Nha Nghi ein. Das ist noch ein Tipp, den ich von Steward erhalten habe. Nha Nghis sind die vietnamesischen Guesthouses. Wenn man das Wort  kennt, springt es einem überall ins Auge, ansonsten sucht man sich grau und alt.

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Der folgende Tag führt mich abermals durch schöne Landstriche und über ruhige Nebenstraßen.

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Viel mehr gibt es für diesen Tag aber fast nicht zu erzählen. Das ist der einzige Wermutstropfen. Vietnam ist ein schönes Land, gut zum Radreisen. Es ist günstig, hat schöne Landschaften und gute Straßen. Allerdings verläuft alles reibungslos für mich. Ich stehe morgens auf, strample meine 100-120 Kilometer ab und suche mir ein Nha Nghi am Abend. On repeat. Was bei dem ganzen fehlt: das Abenteuer. Es ist einfach. Zu einfach. Zu einfach nach den Herausforderungen, die ich bis jetzt gemeistert habe. Das stört mich ein bisschen. Das Spannende am Radreisen war mir immer die Herausforderung und das Abenteuer. Beides fehlt bis jetzt ein wenig in Südostasien.

Spaß macht es natürlich trotzdem! Nur ist es nun hier mehr wie Urlaub.

 

Abschließen möchte ich heute mit einem Hinweis auf die anderen Seiten des Blogs. Es lohnt sich immer mal wieder oben in die Reiter zu schauen. Die Videos haben wahrscheinlich die Meisten gesehen, aber für alle die selbst eine Reise planen, gibt es auch die Tipps-Seite. Ich habe vor kurzem neue Beiträge hinzugefügt, z.B. 7 Tipps für Radtouren in Indien.

Datum: 04. Juli 2016 - 10. Juli 2016

 

4 Kommentare

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  • Hallo Samuel!
    Seit dem Start (ver-)folge ich Deinem absolut interessanten und tollen Blog. -> Herr Saling hat voriges Jahr spitzen Werbung für Deinen Blog gemacht 🙂
    Es scheint jetzt nur, als ob die meisten Leser zur sehr großen Gruppe der Schüler- oder Lehrerschaft gehörten: Jetzt ist großer Endspurt an den bayerischen Schulen und jeder hat haufenweise Aufgaben zu bewältigen, so dass die Kommentare leider merklich nachgelassen haben. 🙁
    Ein großer Wunsch von mir wäre, dass Du die genaueren Daten zu den einzelnen Reisen zukünftigt mit aufschreiben könntest, dann fällt es vielleicht noch leichter, Dir tageweise genauer zu folgen. (Wann genau ging es nach der letzten Übernachtung los? Welches Datum war da???)
    Für alle weiteren Etappen wünsche ich Dir viel Kraft, Ausdauer und dass Dir Dein gesetztes Ziel Dir immer näher komme!
    Weiterhin alles Gute!!! 😉

    • Hallo Christian,

      vielen Dank! Ich versuche das noch in die nächsten Beiträge zu integrieren. Die einzige Sache ist, dass die nächsten Beiträge immer weniger die Details beschreiben und nur noch interessante Ereignisse über mehrere Tage hinweg aufgreifen werden. Ich werde trotzdem mal probieren, genauere Daten noch einzubauen.

      Vielen Dank für den Tipp und viele Grüße zurück ins Allgäu!

      Samuel

  • Servus Samuel,

    nachdem ich ab morgen eine Internet freie Zeit ( Urlaub) beginne, und du eh zeitversetzt schreibst, denke ich, dass es in Ordnung ist, dir heute schon zu deinem Jahrestag am 24. Juli zu gratulieren!!! Herzlichen Glückwunsch!!!
    Ich glaube, dass dieses Jahr sicherlich ein besonderes Jahr in deinem Lebens sein wird:-).

    Liebe Grüße und weiterhin „gute Luft“!
    Marion

    • Danke Marion! Ich bin gerade fast schon überrascht, dass es schon ein Jahr her ist. Die Zeit verging schnell und das Jahr war auf jeden Fall sehr besonders!

      Liebe Grüße und einen schönen Urlaub

      Samuel

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